.FURYU - GESCHICHTE.
 
Betrachtungen 2002

 

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2002

 

Veröffentlichung im Königsbrücker Stadtanzeiger, Ausgabe Dezember 2002

„Karate - Mit leeren Händen...“

„Ich komme zu dir nur mit Karate, den leeren Händen, ich trage keine Waffen. Doch sollte ich gezwungen sein, mich zu verteidigen, meine Prinzipien oder meine Ehre, sei es eine Frage von Leben und Tod, von richtig oder falsch, so sind dies meine Waffen: Karate, die leeren Hände.“

Ed Parker

 

Wie oft haben wir Karateka wohl im vergangenen Jahr (-zehnt) die folgende Situation erlebt: Wir treffen jemanden und erzählen ihm zum ersten Mal davon, dass wir Karate üben. So viele Menschen es gibt, so ähnlich sind doch die Reaktionen. Zu meiner persönlichen „Hitliste“ gehören folgende fünf Antworten: 1. „Da muss man ja Angst vor dir haben.“; 2. “Wie viele Ziegelsteine kannst du denn zerschlagen?“ 3. „Hast du schon den schwarzen Gürtel?“ 4. „Da steckt doch auch eine ganze Philosophie dahinter, oder?“ 5. verfallen manche Leute auch auf unerklärliche Weise in wilde Körperzuckungen und geben Laute wie „Hu, Ha“ von sich, scheinbar, um mich mit ihrem Verständnis vom Karate zu erfreuen.

Wie erstaunt sind diese Menschen aber, wenn ich auf ihre Äußerungen Folgendes entgegne: 1. Vor einem erfahrenen Karateka braucht man keine Angst zu haben, höchstens Respekt. Karate-Übende sind friedfertige Menschen und vermeiden gewalttätige Auseinandersetzungen, wo es geht. Eine Grundregel lautet: Im Karate macht man niemals den ersten Angriff. 2. Der Wert der Karate-Übung liegt nicht im sinnlosen Zerstören von Material, sondern in der Persönlichkeitsschulung, im Training und Ausbau unserer körperlichen und geistigen Fähigkeiten. 3. Obwohl ich die Frage nach dem Schwarzgurt inzwischen mit Ja beantworte, sagt dies nur wenig über den Wert dieses Prädikats aus. Ein erster, zweiter oder dritter Dan (Schwarzgurt) ist noch kein Karate-Meister, auch wenn dies einige glauben mögen. Wenn man die Prüfung zum ersten Dan besteht, heißt dies lediglich: Grundausbildung abgeschlossen; die Voraussetzungen sind da, um ein wirkliches Verständnis von Kampfkunst zu erhalten. Noch ein Tipp: Einen schwarzen Gürtel erhält man für weniger als fünf Euro in jedem Sportgeschäft. Ohne Prüfung. 4. Leider ist das Wort „Philosophie“ heute oft nur noch ein Etikett, mit dem versucht wird, esoterisch angehauchte Halbwahrheiten zu verkaufen, wovon man kein besserer Mensch wird. Karate vermittelt keine Werte, das können nur wir Menschen selbst. Und wie überall gibt es auch unter den Karate-Lehrern solche, die dies nur vorgeben, und solche, die es wirklich tun. 5. Wer einmal an einem Karate-Training teilgenommen hat, weiß, dass es hier keineswegs wie im „Affenhaus“ zu geht. Es herrscht eine Atmossphäre von Disziplin und gegenseitiger Achtung. Jeder Karateka bemüht sich, die volle Kontrolle über seine Körperbewegungen zu erlangen und lässt sie so ästhetisch werden.

Was sollen diesen Gedanken in einem Königsbrücker Stadtanzeiger? Oft werden in der Weihnachtszeit Rückblicke à la „Das war das Jahr 2002.“ geschrieben, in denen sich Aufzählungen von Erfolgen, Festen und Jubiläen aneinander reihen und über die der Außenstehende eher hinwegliest. Das japanische Wort Karate heißt zwar soviel wie „mit leeren Händen“ (d.h. waffenlos kämpfen). Ich will dich, lieber Leser, aber nicht mit leeren Händen entlassen, indem ich nur davon berichte, was wir alles „geleistet“ haben: viele Stunden anstrengender Übung in Königsbrück, schöne Wochenendlehrgänge und Trainingslager in Luxembourg, Österreich, Bensheim und Schellerhau, erfolgreiche Gürtelprüfungen, neue Anfängerkurse, eine wunderbare Herbstwanderung in der Sächsischen Schweiz und, und, und...

Jeder weiß es, jeder sagt es: Weihnachten – die Zeit der Besinnung. Zeit der Besinnung auf Werte, die wirklich zählen im Leben. Und so besinne ich mich darauf, welchen Wert die Karate-Übung für mich hat und lasse dich, lieber Leser, daran teilhaben. Und du?
Mit leeren Händen wirst du vielleicht am Weihnachtsabend in der geschmückten Stube stehen, wenn du nur anhand der Anzahl und des Preises der erhaltenen Geschenke versuchst zu bestimmen, was du deinen „Lieben“ tatsächlich wert bist. Mit leeren Händen wirst du aber nicht dastehen, wenn du auf das vergangene Jahr zurückblickst und feststellen kannst, dass du einmal oder mehrfach erfahren durftest, was wirklich Wert besitzt: vielleicht ein gehaltenes Wort, ein unvoreingenommenes Lächeln, bedingungsloses Verzeihen oder die Zeit, die ein anderer mit dir geteilt hat. In diesem Sinne wünsche ich dir im Namen der Kampfkunstschule Furyu ein WERT-volles Fest.

Hendrik Felber

P.S. Du willst etwas wissen über unsere Kampfkunstschule? Informationen findest du auf der Homepage www.furyu.de!

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Seminar Jion & Jitte vom 8.11. bis zum 10.11. 2002 im Budokan Bensheim

Am 08.11.02 war es mal wieder soweit. Wir machten uns auf den Weg nach Bensheim, um im Budokan das Seminar zu den beiden Kata Jion und Jitte zu besuchen. Wir, das waren neben dem Berichtenden mein Lehrer Hendrik Felber von der Furyu Kampfkunstschule Königsbrück und Rolf Laufenberg aus dem Kidokan Schmölln.

Nach der üblichen langen Anfahrt kamen wir noch rechtzeitig im Honbu Dojo an, um am „freitagabendlichen“ Karate-Training teilnehmen zu können. Für uns ist das immer ein willkommener Einstieg für die Seminar-Wochenenden. Inhalte dieses Trainings, das von Sensei Christian Lind und Lillo Bellomo geleitet wurde, waren verschiedene Kihon-Kombinationen, die Kata Empi und Gangaku, sowie Ausschnitte aus dem Jiyu-Ippon-Kumite und den grundlegenden Renzoku-Übungen.

Nach diesem Training eröffnete Franz - angereist mit seinen Mannen aus dem fernen Bayern - eine deftige Brotzeit bestehend aus traumhafter hausschlachtener Wurst und frischem Brot. Dazu wurde bestes bayrisches Bier aus einer kleinen Privatbrauerei gereicht, das im Geschmack fast an das sächsische Bier heranreichte!! Mit diesen Leckereien und zahlreichen Gesprächen ging der erste Abend weit nach Mitternacht zu Ende.

Im ersten Teil des Seminars am folgenden Morgen unterrichtete Sensei Werner Lind in erster Linie den Ablauf der Kata Jion und achtete dabei auf die Feinheiten in der Technik und die exakte Ausführung der Form. Während der ersten Trainingseinheit hatten wir viel Freiraum, um die Kata selbst zu studieren. Dabei unterstützte uns Sensei Christian Lind, in dem er uns zahlreiche Fehler aufzeigte und Fragen beantwortete.

In der Pause zwischen den beiden Trainingseinheiten erläuterte Sensei Werner Lind, dass bei beiden Kata nicht der kämpferische Aspekt im Vordergrund steht, sondern dass sie bei der richtigen Ausführung sehr gut die Kihon-Techniken schulen. Die Jitte bspw. lehrt durch die Haltung der Ellebogen in zahlreichen Techniken insbesondere Uke waza.

Was mir bei diesem Gespräch wieder stärker bewusst wurde war, dass die Kata keine Form ist, die nach außen wirken soll. Derjenige, der eine Kata läuft, muss sie fühlen und seine jeweiligen Emotionen in sie geben. Wichtig während der Ausführung einer Kata ist das „Geben“ und „Nehmen“. Die Kraft, die wir in eine Technik geben, müssen wir aus der Kamae, die uns die Kata bietet wieder nehmen.

Der zweite Teil des Seminartages stand dann im Zeichen der Kata Jitte über die Sensei Werner Lind sagte, dass sie eine sehr gute Kata sei, um dieses „Fühlen“ zu üben. Uns wurde der Ablauf der Jitte gelehrt und auch hierbei wieder der exakten Ausführung der einzelnen Techniken das Hauptaugenmerk geboten. Dann hatten wir Gelegenheit die Kata zu studieren und sie zu fühlen, was mir ehrlich gesagt noch einige Schwierigkeiten bereitete.

Die ganz unermüdlichen genossen im Anschluss noch ein zweistündiges Bo-Training bei Willi, nach welchem wir uns dann erschöpft doch auf den „Feier“-Abend freuten.

Selbiger klang in geselliger Runde sehr musikalisch aus, wobei wir die Gelegenheit hatten, rumänischen Weisen zu lauschen, die von Sensei Werner und Trajan in Begleitung von Gitarre und Mundharmonika wunderbar vorgetragen wurden. Bei dieser Gelegenheit verblüffte uns Erik noch mit seinen Kenntnissen der rumänischen Sprache, die er seinerzeit mal von einer Frau gelehrt bekam.

Im dritten Teil des Seminars am Sonntagmorgen standen Renzoku waza im Mittelpunkt, die der Jion und der Jitte entnommen wurden. Auf diese Weise hatten wir die Gelegenheit, unter Anleitung von Sensei Christian Lind zahlreiche Techniken aus den Kata mit dem Partner zu routinieren. Außerdem wurden die Abläufe der beiden Formen wiederholt und vertieft.

Alles in allem war es einmal mehr ein sehr gutes Seminar, zumal Sensei Werner Lind auch sehr viel theoretisches Wissen zur Entstehung und Bedeutung der Kata allgemein und der Jion und Jitte im besonderen vermittelte.

Lutz

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Bericht vom BSK-Trainingslager in Oberau (Österreich) vom 28.9. bis zum 5.10. 2003

Am 28.09.02 fuhren die zwei Karateka Karsten und Angela aus Königsbrück in das ferne Österreich. Nach einem frühen Start erreichten sie sehr pünktlich das schöne Oberau. Nachdem die Budoka aus verschiedenen Teilen Deutschlands auch die Berge erreicht hatten, gab es wohlschmeckendes, reichliches Essen, wie auch an den restlichen Tagen.

Der Rest des Wochenendes stand zur freien Verfügung. Von vielen wurde er zur Erkundung der Umgebung genutzt. Karsten marschierte mit einer Gruppe fleißiger Karateka in Richtung Feldalphorn und Angela erkundete die umliegenden Almen.
Ab Montag Morgen starteten die Trainingseinheiten und 7 Uhr trainierten alle auf der tauüberzogenen Weide Kata in Sinne des Qigong. Nach der frischen Semmel versammelten wir uns zum nächsten Training. Bis zum Mittag studierten die Budoka verschiedene Waza (Tsuki, Uchi, Keri) hinsichtlich deren Ausführung, Anwendung und Technikoptimierung. Durch Sensei Ursel Arnold wurden wir über die häufigsten Irrtümer bei Grundtechniken aufgeklärt. Dabei stand nicht die Anzahl der Techniken sondern die Beachtung der Prinzipien (Atmung, Haltung, Spannung) im Vordergrund. Nach dem Essen genossen die Budoka die Mittagsstunde bei wolkenfreiem Himmel. Die Trainingsinhalte der zweiten Einheit wurden am Nachmittag vertieft. Die Ausführung der Technik fanden im Bunkai der Heian-Kata ihre Anwendung und Form. Im Anschluss schritten die erschöpften, aber an Erfahrung gewachsenen Budoka gemeinsam zum zweiten warmen Mahl. Danach entwickelten sich oft für die Schüler wertvolle Seminare. Diese Gespräche (Mondos) brachten auch den Königsbrücker Karateka die Philosophie des Karate-Do ein Stück näher. Im folgenden Gedicht seien die Inhalte eines Abends aufgearbeitet.


Zuviel des Guten

Zuviel des Guten, wer sagt das schon,
Höchstens der Kaiser auf dem goldenen Thron.
Bei unserer Art, der Mensch wohlbemerkt
Schnell sich durch Überfluss die Sinne verderbt.
Doch wir sind die Kleinen, was haben wir schon,
ein bisschen Materie ist der Erdendaseinslohn.
Wir denken in Räumen, der Zeit stets voraus,
doch die Türen lassen wir zu, der Weg führt nicht raus.
Haben gehortet, gestapelt und gewacht,
unser kleines Dasein stets mit Ängsten bedacht.
Jetzt ist der Raum voll, gespickt mit wichtigen Dingen,
doch der Schritt vorwärts, zur gewünschten Zukunft will uns n05.01.20, f05.01.20uuml;gen und verzeihen.
Die Suche nach dem Ich, die Frage nach dem Sein,
zuviel Gerede ach ist unser Geist klein.
Finden tun`s wenige, und die geben sich leis,
leben das Heute, genießen das Wenige und sterben als Greis.
Diese Wenigen, sie kennen den Weg,
Und fragst sie danach, antworten sie still ,Geh und leb’.

Für Angela und Karsten bildete die Tageswanderung zum Sonnenjoch den schönen Abschluss des Österreich-Aufenthaltes.
Trotz des leichten Regens und der schneebedeckten Wege erreichte die Gruppe nach circa 5 Stunden das Gipfelkreuz. Der Abstieg bereitete große Freude, und die Erwartung der Schwarzwälder Torte am Fuße des Berges trieb einige zu Höchstleistungen an. Bei Musik von zwei Gitarren und Gesang klang dann der letzte Abend aus. Fazit: Teil einer so großen Gruppe von Budoka mit dem Bekenntnis zum Karate-Do sein zu dürfen war eine besondere Erfahrung.

Angela und Karsten

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Seminar in Schmölln, in der Kidokan-Schule Laufenberg vom 31.08. bis zum 01.09.2002

Wir brachen am 31.08.2002 8:45 Uhr auf dem Markt in Königsbrück auf, um zum Seminar nach Schmölln zu fahren. Nach einer Stunde etwa kamen wir beim Dojo von Rolf Laufenberg an. Nachdem wir alle begrüßt hatten, begann um ca.11:00 Uhr das erste Training, wo uns die beiden Sensei mitteilten, was die Themen des Seminars sein werden. Als erstes beschäftigten wir uns mit einzelnen Kihontechniken, wo wir trotz schon langen Übens dieser Techniken vieles neues erfahren konnten. Als Zusammenfassung dieser Grundschultechniken liefen wir die Kata Taikyoku Nidan. Nach diesem Training stand das Mittagessen an, wo wir uns das erste Mal mit den anderen Teilnehmern etwas austauschen konnten.

Im zweiten Training übten wir vorwiegend Kihon Ippon Kumite. Im späteren Verlauf des Trainings gingen wir auch auf eine Jiyu Ippon-Form ein. Sensei Lind und Sensei Neudert erläuterten uns die Wichtigkeit der Konzentration und anderen Prinzipien wie Haltung, Spannung, Atmung. Wir merkten hier, dass es doch sehr schwer ist, alle diese Prinzipien zu erfüllen. Am Abend unterhielten wir uns anfangs draußen, wo es sehr viel zu lachen gab. Als es dunkler und kälter wurde, gingen wir in den Aufenthaltsraum wo dann auch das eigentliche Mondo begann. Jetzt wurde es schwerer, den Gesprächen der Fortgeschritten zu folgen, da sie über Dinge sprachen, die nur Höhergraduierte wissen können. Dann gingen so langsam alle ins Bett. Wir übernachteten im kleinen Dojo des Kidokan. Am nächsten Tag begann das Training schon um 10 Uhr. In diesem dritten und letzten Training befassten wir uns anfangs mit Kakie und gingen später zu einigen Renzoku waza über. Dabei demonstrierten uns Marcus und Christian ein fortgeschrittenes Kumite, was sehr beeindruckend war. Als letztes wendeten wir noch eine Form aus diesem Kumite an.

Am Ende des Trainings bedankte sich Rolf Laufenberg noch mal bei den beiden Sensei für das lehrreiche und interessante Seminar. Wir unterhielten uns danach noch kurz miteinander und verabschiedeten uns. Dann traten wir den Heimweg an.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal für dieses wunderbare Seminar bei den beiden Sensei bedanken und freuen uns jetzt schon auf das nächste BSK-Seminar.

Ricardo und Steve

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„Budo Studien Kreis“

Bericht von der Trainingswoche mit Sensei Peter Schömbs im Budokan Bensheim vom 22. bis zum 26. Juli 2002

Kreis

Montag Morgen. Kurz nach halb sieben. Ich liege im großen Budokan-Dojo auf den Ninja-Matten und schlafe. Sensei Peter Schömbs kommt herein und weckt mich. Er ist zu Hause extra eher aufgestanden, weil er nicht wusste, wann ich zur Trainingswoche anreise, hat Brötchen mitgebracht. Gemeinsam frühstücken wir, unterhalten uns über die letzte Zeit; nach und nach treffen auch Elisabeth, Matthias, Rainer, Walter, Susie, Anke, Roland ein, die sich genauso wie ich auf Tage intensiven Trainings bei Peter freuen.

Budo

Wir beginnen 8 Uhr mit der Kata Heian Shodan, die wir eine Stunde lang üben, wobei nicht die kraftvoll-kämpferische Ausführung der Form im Mittelpunkt steht, sondern die exakte Beachtung des Kihon und der Kata als gesundheitsorientierte Qigong-Übung. Entsprechend genau erklärt unser Lehrer die verschiedenen positiven Vitalpunkt-Stimulationen bei den Aufziehbewegungen der Uke-Waza. In den folgenden Tagen wenden wir im ersten Training diese Methode auf die anderen Heian-Kata an. 5 Wochen Tage – 5 Heian Kata.
Im zweiten Vormittagstraining vertieft Sensei Schömbs jeden Tag das Thema Kihon an scheinbar einfachsten Bewegungen, die aber bei gleichzeitiger Beachtung aller Details doch sehr komplex werden. Doch dazu später mehr. 14 – 16 Uhr widmen sich die Karateka der Unterstufe noch einmal der jeweiligen Heian-Kata, die etwas Fortgeschritteneren beschäftigen sich mit der Kata Jion, die vom Sensei in ihrem Ablauf und Grund-Bunkai genau erklärt und mehrfach meisterhaft demonstriert wird. Er fordert uns auf, ihn bei seinen Kata-Demonstrationen aus allen Blick-Winkeln zu beobachten, um Bewegungsdetails und Ganzkörperbewegung zu beobachten. Und dann sind wir dran. Üben. Üben. Üben. Noch mal Schauen. Üben. Noch mal korrigiert werden. Üben. „Immer noch nicht richtig.“ Üben. „Nein, so nicht. So!“ Üben.

Studien

„Nach Hidari-Oi-Tsuki 90 Grad-Wendung nach links mit Hidari-Gedan-Barei in Zenkutsu-Dachi.“ Wie oft habe ich diese Bewegung schon geübt? Wem alles habe ich diese Bewegung schon beigebracht? Wie viele Schüler habe ich bei dieser Bewegung in den Kata Taikyoku-Shodan, Taikyoku-Nidan, Heian-Shodan und Jion schon korrigiert? Eigentlich sollte man meinen, dass ich diese Bewegung, die ich vielleicht in meiner zweiten oder dritten Karate-Übungsstunde vor zwölf Jahren gelernt habe, inzwischen beherrschen müsste. Sensei Schömbs beweist mir das Gegenteil.
Was heißt beherrschen? Die Konzentration auf die korrekte Stellung der Füße, auf die ausgewogene Gewichtsverteilung, auf die Bodenhaftung der Fußsohlen, auf die Position des vorderen und hinteren Knies, auf die Hanmi-abgedrehte Hüfte, auf den Oberkörper, der auf den Hüften „wie ein Block“ sitzt, auf die Absenkung des Hara in der Stellung, auf den Zeitpunkt der Faust- und Armdrehung im Moment des Kontakts, auf die richtige Fege-Bewegung des vorderen Arms, auf die wohldosierte Stimulation des Vitalpunktzentrums am Hals beim Aufziehen des Gedan-Barei, auf die Haltung der hinteren Hand im Hikite am letzten Rippen-Knochen, auf den Blick bei der Wendung, auf die Ganzheitlichkeit der Bewegung von Füßen, Armen und Rumpf, auf die Atmung, auf das Vermeiden zusätzlicher, unnötiger oder übertriebener Bewegungen, auf einen harmonischen Bewegungsfluss, auf ..., auf... und auf...
Und natürlich alles GLEICHZEITIG. Nun könnte einer sagen: „Alles schön und gut, aber die richtige Bewegung ist doch über die Jahre automatisiert.“ Ich unterschreibe diesen Satz, wenn ich das Wort „richtig“ durch „annähernd richtig“ ersetzen darf. Leider automatisiert man über die Jahre auch kleinere oder größere Fehler, da nicht in jedem Training eine solch intensive Beschäftigung mit Einzeltechniken erfolgen kann, wie bei einer Trainingswoche. Und diese Fehler in einer automatisierten Bewegung - die ein Laie vielleicht nicht sehen würde, wohl aber ein Sensei der Kampfkünste - wieder zu beseitigen ist ein größeres Problem, als eine Bewegung neu zu lernen.
Und so studieren wir noch einmal: „Nach Hidari-Oi-Tsuki 90 Grad-Wendung nach links mit Hidari-Gedan-Barei in Zenkutsu-Dachi.“ Und noch einmal und noch einmal. Und ich denke an Funakoshi Senseis neunten Leitsatz: „Die Übung des Karate geht ein Leben lang.“ Und ich denke an Shoshin, den Geist des Anfängers, die Grundlage echten Lernens auf allen Fortschrittsstufen des Weges, wie Sensei Werner Lind schreibt.

Kreis

Die Pausen zwischen den Trainingen verbringen wir gemeinsam meist damit, unsere gemeinsamen Mahlzeiten vor- und nachzubereiten, und natürlich mit dem Essen selbst. Bei all dem gibt es viele Gespräche über die Trainingsinhalte und über Privates, auch der Humor kommt nicht zu kurz. Dies bringt uns Einzelne in der Gruppe näher zueinander, macht uns vertrauter miteinander und diese Atmosphäre strahlt ins Training, z.B. auf die Partnerübungen zurück. Bedauerlich ist nur, dass wir diesen kleinen Kreis über die Woche aus verschieden Gründen nicht ganz „geschlossen“ halten können, weil uns andere Verpflichtungen daran hindern, jeden Tag der Trainingswoche dabei zu sein. Um so schmerzlicher ist dies, da wir nach den ersten Trainingen eine Vorstellung davon bekommen, was wir beim Training von Sensei Schömbs, der eine ganze Woche Urlaub für uns opfert, jeweils verpassen. So muss beispielsweise auch ich am Mittwoch Abend schweren Herzens die Heimreise antreten und sage zum Schluss: „Danke, Peter, für diese Trainingswoche!“ und „Auf ein Wiedersehen im Budokan Bensheim!“

Hendrik

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Eine Woche Beaufort - Erlebnis, Erfahrung, Entspannung

Bericht über das Luxembourg - Trainingslager des BSK 2002

Die Reise

Am 23. März gab es in Sachsen ein kräftiges Schneegestöber, vielleicht der letzte Atemzug des greisen, bald sterbenden Winters und Lutz, mein Schüler und Fahrer, war froh sein Auto noch winterbereift zu wissen. Unsere Vorgesetzten hatten uns beiden für die Tage vor Ostern Urlaub gewährt, so dass es uns möglich war, erstmals am Luxembourg-Trainingslager des BSK in Beaufort, einem kleinen Städtchen unweit von Trier, teilzunehmen. Nach knapp 700 km langer, staufreier Fahrt erreichten wir nach kurzer Suche im Ankunftsort gespannt den Bungalow-Park , der „Kleine Schweiz“ hieß und uns daher an schöne Oberauer Herbsttage im letzten Jahr denken ließ. Nachdem wir den Sensei und Christof aus Speyer begrüßt hatten, bezogen wir unser Bungalow-Zimmer im „Achter“...

Am 30. März meldete der Wetterbericht in Sachsen, dass die 20° - Marke gefallen, Regen nicht zu erwarten und ein sonniger Ostersonntag garantiert seien. Lutz und ich freuten uns auf den letzten Kilometern der erneut staufreien Fahrt darüber, dass wir neben den vielen Erlebnissen, Eindrücken und Erfahrungen einer wunderbaren luxembourgischen Woche offenbar auch den Himmel über Beaufort nach Dresden mitgenommen hatten.

Die Tage

„Too early in the morning ? Get up and train. Cold and wet outside ? Go train. Tired ? Weary of the whole journey and longing just for a moment to stop and rest ? Train. Continue on in the spirit of perseverance – this is the advice for the bugeisha who reaches an obstacle in the Way, as surly he will.” An diese Worte Dave Lowrys, die seinen Essay über Shugyo (die in den Kampfkünsten notwendige Selbstdisziplin, Selbstüberwindung) einleiten, fühlte ich mich erinnert, wenn ich früh morgens gemeinsam mit 14 anderen Menschen müde auf reifbedeckter Wiese am Waldrand den Trainingstag beginnen ließ. Das Gezwitscher der erwachenden Vögel und die Wärme der Morgensonne vertrieben jedoch bald die Gedanken an das zurückgelassene Bett...
Jeweils eine Stunde war der Einwärmung und dem gemeinsamen Kata-Laufen gewidmet. Die Kyu´s beschäftigen sich hierbei mit den verschiedenen Heian-Formen, die Dan´s mit Jion, Bassai und schließlich Gangaku. Der zweite Teil des Morgentrainings war den Waffenformen vorbehalten, speziell denen, die mit dem Bo und dem – in Beaufort zum Tau mutierten - Nunchaku geübt werden. Nach dem gemeinsamen Frühstück im „Achter“ folgte unmittelbar das zweite Training. So bemühten wir uns in den ersten Tagen auf mehr oder minder trockenen Kuhweiden wie ein „Kranich auf dem Felsen“ zu stehen und genauen Ablauf, richtige Atmung, grundlegendes Bunkai und inneren und äußeren Ausdruck dieser Karate-Kata zu lernen, zu verstehen, zu fühlen. Die Sensei Werner Lind und Ursel Arnold wiesen uns – wie auch die an den Heian´s arbeitenden Kyus - dabei immer wieder auf Fehler hin und zeigten Wege auf, diese abzustellen. Weitere Karate-Themen des Trainingslagers waren die Goshin-Kata Ichi und Ni sowie die Techniken der klebenden Hände (Kakie) und daraus abgeleitete Kampftechniken. Zwei der drei Nachmittagstraininge, die nach einer Pause meist gegen 15 Uhr begannen, standen unter fachkundiger Anleitung von Thomas Adam im Zeichen des halben Stockes (bzw. Hanbo, wie wir Schattenkrieger sagen) ... Für viele eine interessante Einführung, für manche eine willkommene Auffrischung von bereits Gelerntem.
Sonntag, Mittwoch und Freitag gab etwas mehr trainingsfreie Zeit. Zeit, um nach Echternach oder Trier zu fahren, Zeit um zu schlafen, zu lesen, zu arbeiten, Zeit, um zu fotografieren oder Wanderungen zu unternehmen, Zeit, um sich Olivers heilende Vegetarier-Hände auflegen zu lassen oder über Wichtiges und Unwichtiges zu sprechen.

Die Hunde

...unterhielten und beschäftigten die gesamte Trainingslagermannschaft. Sei es, dass Lumpenfuß Kamaro auf sein Recht pochte, an den Wagen geschirrt gassi zu gehen, sei es, dass die oft lauffaule Susi ihr Unmutsgebell nicht nur dem Helmut K. widmete, sondern auch dem Roland oder anklopfenden Schülern, oder sei es schließlich, dass Sina in den Armen von der Menschen-Susi wie ein Baby schlief.

Die Abende

Nach dem letzten Essen fanden wir meist im Bungalow der Sensei zu theoretischen Seminaren zusammen, deren Inhalte ich wegen ihrer Komplexität hier nicht referieren kann. Damit das nächste Mal aber ein paar mehr Leute mit nach Luxembourg kommen (einer der angemieteten Bungalows blieb leider leer) möchte ich den Lesern dieses Berichts wenigstens mit einigen Themen etwas „den Mund wässrig“ machen : Kamae- Haltungen im Karate und im täglichen Leben; Logisches Denken und Intuitives Verstehen; Newtons zwei Löcher; Karate und Körperbehinderung; West- und osteuropäische Mentalität; Lehrer-Schülerbeziehung in Konflikten; Können Frauen zwei Dinge auf einmal tun ?;und schließlich die Aussage eines Trainingslagerteilnehmers: „Ich war vorher noch nie vierter Dan !“

Die Besucher

Durch die Gitarreros Pfoti und Hans-Peter, die ein paar Trainingslager-Stunden bzw. –tage mit uns teilten, und natürlich den Sensei selbst kam an zwei Abenden auch ein bisschen musikalischer Schwung in die Truppe, der sich besonders in der letzten Nacht bei „Barbara Ann“ zu ungeahnten chorischen Höhenflügen entwickelte. Auch Rainer Fink besuchte uns mit einer Träne im Knopfloch, weil er, wie viele andere auch, aus beruflichen Gründen nicht wie wir am ganzen Trainingslager teilnehmen konnte. „Wir“, das waren auch ...

Die bislang ungenannten Teilnehmer

... die Budokaner Olja, Tatjana, Armin und Stefan, Bert und Andreas aus Weil, Katja aus Schwerin und ...

Hendrik

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Unser Bericht zum Makiwara- und Kime-Lehrgang in Bensheim

Am Freitag den 22.02. um 12.30 Uhr brachen wir (Hendrik, Thomas, Alex, Angela, Ingolf und Karsten) auf, um am obligatorischen Abendtraining im Budokan Bensheim teilnehmen zu können. Unser Ziel war der dort stattfindende Lehrgang zum Thema Makiwara und Kime. Obwohl wir aufgrund der Wetterbedingungen anfänglich nicht sehr schnell fahren konnten, kamen wir noch rechtzeitig an. Nach dem Training, welches von Christian Lind geführt wurde, verbrachten wir einen gemütlichen Freitagabend mit den anderen Trainingsteilnehmern. Da wir meist nur in Sporthallen trainieren, war es besonders für diejenigen unter uns, die nicht so häufig in Bensheim waren, eine interessante Erfahrung in einem Dojo zu üben.

Außer Ingolf, dem der Hallenboden zu hart war, übernachteten wir im Dojo. Wir starteten den Tag um 8 Uhr mit dem Frühstück und warteten sehnsüchtig auf den Trainingsbeginn. Angela war besonders voreilig und zog sich schon 10 Uhr um, trotzdem begannen wir erst gegen 11 Uhr. Beim Lehrgang versuchte Sensei Werner Lind uns die Theorie der Kime - Entwicklung näher zu bringen. Als erstes wurde uns die richtige Atemtechnik und die blockadefreie Stellung, als Grundlage der Entwicklung des Kime, gelehrt. Das Umsetzen dieser Grundlagen fiel uns schwer, aber wir gaben unser Bestes. Danach setzten wir es im Kihon Ippon Kumite und in der Pinan Nidan um. Wir erkannten, dass der Weg noch weit ist, denn sowohl an unserer Technik als auch unserem Verständnis müssen wir noch arbeiten. Da eine andere sehr effektive Möglichkeit das Kime zu trainieren das Makiwara ist, folgte eine Einführung im richtigen Umgang mit diesem Gerät. Die restliche Zeit nutzten wir, um selbst am Makiwara zu üben. Im Anschluss fand noch das Bo-Training bei Wilfried Dietze statt, an dem wir auch teilnahmen. Für einige von uns war es das erste Training mit dieser Waffe. Mit einem sehr amüsanten Abend ließen wir den Samstag ausklingen. Für manche von uns endete dieser erst gegen 0:30 Uhr nach längeren Gesprächen. Das rächte sich zumindest bei Alex, der Sonntag Probleme beim Wachwerden hatte. Aber das Frühstück, mit viel Kaffee und Tee, machte uns wieder bereit für das Sonntagstraining. Dieses bestand aus Kakie - Übungen und Interpretationsmöglichkeiten von einigen Katas mit dem Augenmerk auf dem Gegensatz von hart und weich. Was dabei alles möglich ist, wenn man es richtig macht, zeigte uns Werner Lind mit Hilfe des Papiertests. Wir Schüler durften ihn anschließend auch probieren, doch scheiterten wir größtenteils bei der Nachahmung. Leider blieb uns keine weitere Zeit zu Gesprächen, da der Wetterbericht nichts Gutes vorhersagte und wir alle einen weiten Weg nach Hause hatten.

Unser Fazit: Zwar können wir die Theorie nachvollziehen, doch müssen wir leider erkennen, dass es uns an der Fähigkeit mangelt diese umzusetzen. Doch wir gehen mit neuer Motivation an das Üben unserer Grundtechniken und freuen uns auf die nächste Gelegenheit an einem solchen Lehrgang teilnehmen zu können.

Angela, Alex und Karsten

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Kyu- Prüfungen im BSK-Honbu-Dojo am 12. Januar 2002


Am 12.01.2002 fanden die alljährlichen Kyu-Prüfungen im Budokan Bensheim statt. Zusammen mit unserem Lehrer Hendrik fuhren wir (Thomas, Christopher und Sebastian) schon sehr früh in Königsbrück (bei Dresden) los und waren dank freier Autobahn pünktlich in Bensheim angekommen, so dass wir vor der Prüfung noch einen kleinen Happen essen und die Anspannung durch Gespräche etwas lockern konnten. Bis 14.00 Uhr hatten sich dann alle Prüfungsteilnehmer im Budokan eingefunden, und die Prüfung konnte beginnen. Nach der Begrüßung der Lehrer erwärmten wir uns ausgiebig und gingen noch einmal den Ablauf des Prüfungsprogrammes durch. Da die Teilnehmerzahl im Gegensatz zum letzten Jahr relativ gering war, dauerte es nicht lange bis die Prüfungen zum 3. beziehungsweise 2. Kyu erfolgten, und je näher der Zeitpunkt rückte, desto größer wurde die Aufregung und das flaue Gefühl im Magen. Dann waren wir an der Reihe, und die Nervosität erreichte ihren Höhepunkt und äußerte sich anfangs in angespannten Techniken, jedoch wich sie kurzerhand der konzentrierten Ausführung der Techniken. Zwischen den praktischen Übungen sollten die Karateka auch ihr theoretisches Wissen unter Beweis stellen, indem sie den Ablauf und Sinn verschiedener Techniken und Kata erläuterten, die von den Prüfern verlangt wurden. Nachdem jeder seine Prüfungskata absolviert hatte und die geforderten Anwendungen der Kata gezeigt worden waren, folgten die Partnerübungen im Kihon-ippon-, Jiyu-ippon- und Goshin-kumite. Zum Schluss wurden noch, je nach Graduierung, ein oder zwei Bo-Kata ausgeführt, bis wir es dann vorerst geschafft hatten. Die Zeit verflog trotz der vielen Techniken sehr schnell, und so verfolgten wir voller Erleichterung die Braungurtprüfung, die nach langen und äußerst komplexen Übungen für die "noch" 2. Kyus Christian, Volker und Norbert nach Stunden zu Ende war. Nun mussten wir uns noch 15 Minuten gedulden, bis wir hoffentlich unsere Urkunde erhalten würden. Endlich war kam es zur Urkundenverleihung, bei der sich herausstellte ,dass alle ihre Prüfung bestanden hatten. Nachdem die Prüfer den Teilnehmern gratuliert hatten, lud Sensei Werner Lind die BSK-Lehrer noch zum Essen ein, und so ging der Tag für alle recht erfolgreich und gemütlich zu Ende.

Christopher Joffe, Thomas Gruner, Sebastian Kreische

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05.01.20