.FURYU - GESCHICHTE.
 
Betrachtungen 2001

 

_
2001
2015

 

Jahresrückblick 2001 (Veröffentlichung im Stadtanzeiger Königsbrück 12 / 2001)

Der Weg der leeren Hände

„Ein Blick zurück, ein Schritt nach vorn“ nannte ein Politiker der Gegenwart sein zuletzt erschienenes Buch. Ohne uns dessen Inhalte zu eigen zu machen, könnte dieser Titel auch das Motto für ein paar kurze Betrachtungen über das Jahr 2001 der Königsbrücker Kampfkunstübenden sein.

Circa 30 von ihnen hatten im Herbst 2000 das Training in der Kampfkunstschule Furyu aufgenommen, in diesem Jahr nun absolvierten die meisten von ihnen im Mai und November erfolgreich die ersten Prüfungen auf dem „Weg der leeren Hände“ (dt. Übersetzung von Karate-Do). Auch langjährige Mitglieder wiesen ihre Fortschritte bei Kampfkunst-Examina nach, zwei von ihnen, Christopher Joffe und Thomas Gruner, erlangten im Januar dadurch den 3. Schülergrad.

Ein Höhepunkt unseres Karatejahres war im März ein Gastseminar des Ninjutsu-Lehrers Nils Kriedner aus Dresden, der uns in seiner unnachahmlichen Art in die Techniken der Schattenkrieger einweihte, die freilich wenig mit den reißerischen Ninja-Filmen a la „American Fighter“ zu tun haben...

Im Mai folgte unser „Familientag“, bei dem interessierte Eltern ihre Kinder bei einer Kampfkunstvorführung und den sich anschließenden Prüfungen beobachten konnten. Ebenfalls eingeladen waren die Mitarbeiter des Luftfahrtmedizinischen Instituts, dessen Sporthalle wir dankenswerter Weise seit Jahren für unsere Traininge nutzen dürfen. Alle konnten sich bei den Demonstrationen davon überzeugen, dass Kampfkunst nicht gleich Kampfsport ist, dass das Ziel des anstrengenden Trainings nicht Medaillen, Urkunden und Platzierungen, sondern die Fortschritte in der Kampfkunst selbst und der Persönlichkeitswerdung sind.

Viele Karate-Seminare außerhalb lockerten den Trainingsalltag auf, hervorzuheben sind dabei das Furyu-Trainingslager am Himmelfahrtswochenende im erzgebirgischen Schellerhau mit fünf bis sechs Stunden „Open-air“-Training pro Tag, außerdem und besonders das große Herbsttrainingslager des Budo-Studien-Kreises in Tirol, das unser Sensei, der bekannte Karate-Lehrer und Buchautor Werner Lind, leitete. Auch hier wurde unabhängig vom Wetter ausschließlich im Freien geübt. Ein Grund dafür ist, dass eine Selbstverteidigungssituation auch bei Regen oder auf unebenem Boden entstehen kann, ein anderer, dass sich der Mensch als ein Teil der Natur wieder bzw. neu begreifen lernt.

Last but not least sei unsere entstehende Homepage erwähnt, die unter „www.furyu.de“ Mitte des Jahres on-line ging. Das endgültige Layout ist noch in der Entstehungsphase, Interessierte können aber bereits jetzt auf ein recht umfangreiches Informationsangebot zurückgreifen.

Allen Königsbrückern wünschen wir eine schöne Advents- und Weihnachtszeit, sowie einen – mit den besten Wünschen verbundenen - guten Start in das neue Jahr.

Hendrik

nach oben...

 

 

Großes BSK-Trainingslager in Oberau (Österreich)

BSK-Trainingslager in Oberau (vom 6.- 13.10 2001)

Am 6. Oktober begann das einwöchige Trainingslager des BSK unter Leitung von Sensei Werner Lind in Oberau in den Kitzbühler Alpen. Nach einer relativ langen Anfahrt (zumindest für uns „Dresdner“) wurden erst einmal die Zimmer aufgeteilt und die Formalitäten besprochen. Danach war bis zum Abendbrot Freizeit, die einige mit einem Spaziergang in das kleine Dorf verbrachten. Das Abendbrot war wie jede Mahlzeit recht appetitlich. Auf das Abendbrot folgte oft ein sehr lustiges Beisammensitzen, und wenn dann zu den Gitarren gegriffen wurde entstand eine schöne Gesangsrunde. Man diskutierte aber auch sehr oft über alltägliche oder politische Probleme, z.B. wie die Situation in Afghanistan einzuschätzen und die Reaktion der Amerikaner zu werten sei. „Der Weg“ spielte auch eine sehr große Rolle in den Gesprächen, die durch Sensei Werner Lind, Ursel Arnold und Marcus Neudert sehr tiefgründig wurden.

Doch der größte Teil des Trainingslagers bestand natürlich aus dem täglichen Training, das am Sonntag Vormittag halb Elf begann. Der Nachmittag war frei. Einige nahmen ein sehr interessantes Training zum Kihon-Ippon-Kumite bei Marcus Neudert war, andere machten einen Ausflug auf das Feldalphorn. Am Montag früh um sieben Uhr fing der reguläre Trainingsbetrieb mit einem Kata- und Bo - Training an, danach wurde gefrühstückt und 10 Uhr folgte schon das nächste Training. Halb Eins gab es dann schon wieder Mittagessen. Bis um drei war genug Zeit sich auszuruhen oder sich anders zu beschäftigen, danach begann das letzte ca. zweistündige Training des Tages. Dieses fand oft in der „Kleinen Schweiz“, einer Wiese mit super Ausblick, statt. Nach dem Abendbrot um Sechs wurde noch lang geredet oder gesungen.

Es fanden jeden Tag drei Trainingseinheiten statt, außer am Mittwoch. Wer wollte, konnte sich an einer Tagesbergtour zum Sonnjoch beteiligen. Diese Wanderung begann halb Neun. Als wir früh aufbrachen war es bedeckt und eine relativ schlechte Sicht. Doch zu Beginn des Aufstiegs entstand schon ein Problem, denn der Kastenstieg (kurzer steiler Aufstieg) war angeblich wegen Holzfällerarbeiten gesperrt. Somit mussten wir den Umweg über ein Stück Straße einschlagen und glücklicherweise kam bis zum Gipfel nichts mehr dazwischen. Im Gegenteil, denn wir wurden durch das Aufreißen des Himmels kurz vor dem Gipfel überrascht. Dadurch hatten wir prima Lichtverhältnisse und ein super Panorama für die Fotos. Danach traten wir den rutschigen, aber schnellen Abstieg von 2287m Höhe an. Andere haben den Vormittag mit Trainieren oder einem Ausflug in die Klamm verbracht. Ein großer Teil derer hat dann am Nachmittag ein freies Training auf einem Plateau des Feldalphorns wahrgenommen.

Am Donnerstag stand dann nach drei Trainingen ein sehr amüsantes Fußballspiel an. „Die Halbnackten“ gegen „die Bedeckten“. Die Halbnackten waren in der ersten Halbzeit mit ihrer ausgeklügelten Taktik im Vorteil, doch die Angriffe der Bedeckten im zweiten Teil des Spiels wurden immer gefährlicher, was aber an dem Sieg der Oberkörperfreien nichts mehr ändern konnte.

Am Freitag waren am Nachmittag die Prüfungen, die sowohl für die Zuschauer sehr interessant als auch für die Prüflinge eine große Erfahrung waren. Die beiden 2. Kyu’s (Christian Hauf und Thomas Heinze) haben unter heißer Oktobersonne eine wirkliche gute und ziemlich lange Prüfung zum 1.Kyu abgelegt, die beide bestanden.

Ein großer Schwerpunkt der Karatetraininge war meiner Meinung nach das Kumite. Für die Fortgeschrittenen das Jiyu- für die Anfänger das Kihon-Ippon-Kumite. Das Ziel der Kumitetraininge am Dienstag und Donnerstag war es, einen Übergang zwischen Jiyu-Ippon-Kumite und Jiyu-Kumite zu schaffen. Wir haben zuerst die Formen möglichst genau geübt. Danach wurden einige Abwandlungen im Ablauf getroffen, dass man z.B. irgendeinen Angriff aus dem Jiyu-Ippon-Kumite auswählte, innerhalb kurzer Zeit ausführte und schnell wieder zurückzog, sodass dem anderen nur sehr wenig Zeit blieb, mit einer der beiden vorgegebenen Anwendungen zu antworten. Eine andere Aufgabe war, den Konter zu verteidigen und selbst anzugreifen (Kaeshi-Kumite). Am Abend dieses Tages hat uns Sensei Werner Lind dann erklärt, dass man dieses Prinzip auch bis in das Extrem treiben kann, d.h. man greift z.B. zuerst nur Jodan und Chudan Oi-Zuki abwechselnd, ohne anzusagen an und das kann man solange weiterführen bis man alle Angriffe des Jiyu-Ippon-Kumite einbezogen hat. Es gab natürlich auch andere Inhalte wie früh das Katastudium, Keri-waza und vieles mehr. So wurde z.B. fast jeden Tag mit dem Bo unter Leitung von Wilfried Dietze geübt: Entweder Kata oder Kumite, was beides sehr hilfreich war.

Außerdem hatten wir die ganze Woche lang ein Wetter wie es im Bilderbuch steht. Früh war es zwar relativ kalt aber sobald die Sonne aufging war es richtig schön warm, sodass sich der eine oder andere noch etwas bräunen konnte. An dem letzten Morgentraining haben die wenigsten teilgenommen, da für die Fahrer eine anstrengende Fahrt anstand und für die anderen der letzte Abend sehr lang war, da dieser natürlich noch mit vollen Zügen ausgekostet wurde.

Hiermit möchte ich mich noch einmal bei allen BSK-Lehrern für dieses interessante und lehrreiche Trainingslager bedanken.

Christopher

nach oben...

 

 

BSK- Seminar in Callenberg (Westsachsen)

Ein BSK-Seminar im Dorf der aufgehenden Sonne...

Wir befinden uns im Jahr 2001 nach Christus. Ganz Sachsen ist von den Sportkarateka besetzt. Ganz Sachsen ? Keineswegs. Ein kleines Dorf leistet erbitterten Widerstand: Callenberg. Callenberg? Nie gehört. Wo soll denn das sein ? Schauen wir doch einfach mal auf die Landkarte...und wir finden: Callenberg in Westsachsen, in der Nähe von Chemnitz, der Sachsenring gleich um die Ecke, ca. 1200 Einwohner und ... jetzt bitte festhalten ... davon 200 Karateka, die alle einem Dojo angehören !!! Majestix, Verzeihung! - der Lehrer des Dojo ist Jochen Geringswald, auf dessen Einladung hin die BSK-Sensei Peter Schömbs und Marcus Neudert am 22. September gekommen waren, um ein in die BSK-Karate-Systeme einführendes Seminar zu geben.
Die kleine Sporthalle platzte fast aus den Nähten als sich am Samstag 11 Uhr ca. 100 Karatebegeisterte zur Begrüßung aufstellten. Sensei Schömbs begann den Unterricht mit einer ausführlich erläuterten und demonstrierten Qigong-Aufwärmung. Im Folgenden wurden während der beiden Tage von beiden Lehrern die Akzente auf die richtigen Ausführung von Kihon-Techniken (Choku-Zuki, Gedan-Barai-Uke, Mae-Geri), auf grundlegende Prinzipien des Kihon-Ippon-Kumite und das Erlernen der Kata Taikyoku Nidan gelegt. Unermüdlich erklärten und korrigierten sie, wobei nicht nur die technische Seite des Karate im Vordergrund stand, sondern besonders auch die geistige Haltung bei der Übung thematisiert wurde. Gerade beim gemeinsamen Ausführen der Taikyoku Nidan erwies sich dies für die Seminarteilnehmer als sehr hilfreich: Während am Anfang viele nur auf sich und ihre Kata achteten und damit wegen der Enge ein heilloses Durcheinander unter den Übenden verursachten, konnte die "Riesengruppe" spätestens am zweiten Tag zumindest annähernd das erreichen, was Sensei Neudert mit "EIN Mann laufen" umschrieb. Ergänzt wurde das Seminar durch die vielfältigen Vorführungen der Sensei aus "höheren" Themenbereichen des BSK-Karate, wie z.B. Jiyu-Ippon-Kumite, Kumi-Kata oder Renzoku-Waza. So bekamen alle Seminarteilnehmer einen umfassenden ÜBERblick über die BSK-Systeme, der sicher Motivation sein wird, sich tiefere EINblicke durch hartes Üben zu erarbeiten. Ausdruck dessen war ein langer Applaus der Karateka am Ende des lehrreichen Wochenendes, die sich so bei den Sensei bedankten.

Erwähnt sei noch der Samstag Abend. Nach anstrengendem Training hatten die Seminarteilnehmer bei Fettbemmchen und Gersdorfer Pils im Dojo von Jochen Geringswald die Gelegenheit, mit den BSK-Lehrern ins Gespräch zu kommen. In diesem erklärte Sensei Peter Schömbs z.B. noch einmal die Bedeutung des Zanshin und dessen äußeres Erscheinungsbild, etwa in Yoi-Dachi. Neben Budo-Fragen gab es aber noch viele andere interessante, auch erheiternde Themen, wie z.B. die korrekte Aussprache des Callenberger Dialekts oder die Tatsache, dass Callenberg geographisch genau in der Mitte zwischen Okinawa und Bensheim bzw. Dresden und Schmölln liegt...Auch war aus Jochens Mund zu erfahren, dass Japan das Land, Callenberg das Dorf der aufgehenden Sonne sei.

Alles in allem fügen sich diese Gedanken zu einer schönen Erinnerung an das erste (?) BSK-Seminar auf sächsischem Boden, dessen Fortsetzung wir uns wünschen. Zu danken ist den Sensei für ihren interessanten und wegen ihrer lockeren Art auch kurzweiligen Unterricht und den Callenbergern für die Organisation und ihre Gastfreundschaft. Es bleibt das Gefühl, dass die BSK-Familie auch im Osten mehr zusammenrückt, und diesem Gefühl soll demnächst auch durch Taten Ausdruck verliehen werden.

Hendrik

nach oben...