.FURYU - GESCHICHTE.
 
Betrachtungen 2019

 

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2019

 

Karate-Prüfungen und Weihnachtsfeiern zum Jahresabschluss

Letzte Karate-Prüfungen 2019. Ein neues Fûryû-Jahrbuch und drei neue Bilder in der Galerie der Meister. Karate-Weihnachtsmann, Feuerzangenbowle und ein neuer Wasserhahn für die Spüle. Viele Bäcker, Köche und Kaltmamsells, die unsere Weihnachtsfeiern kulinarisch bereichern. Tajiquan trifft (endlich mal wieder) Karate. Werwölfe, Hexen im Dojo. -- So liegt uns das alte Jahr im Rücken: wieder Ferien-Spezials und Kinderkaratenacht, wieder Gasshukus und Seminare, wieder lange Taijiquan-Sonnabende und Susu harai, wieder Patrick McCarthy hanshi und Olaf Krey kyôshi im Furyukan, dazu Marcelo Bastidas sensei. Wieder bestandene Kyu- und Dan-Prüfungen. Wieder Abschiede von Wegbegleitern und wieder neue Gesichter im Furyukan. -- Nun also ein paar Tage innehalten, bewusstes Verlassen aller Routinen, besondere Trainingsangebote. Und dann: Neujahr, Kangeiko und dô mu gen. Der Weg hat kein Ende...

 

Hendrik Felber

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Seminar mit Olaf Krey kyôshi in Königsbrück, 22.-24.November 2019

Familien-Treffen

Wer kennt das nicht: an bestimmten Tagen im Jahr finden Verwandte zusammen, um eine kleine Spanne der Lebenszeit miteinander zu verbringen. Um am Leben der Nächsten, die sich nicht selten räumlich gar nicht (mehr) so nah sind, teilzuhaben. Um gemeinsam zu essen und zu trinken, spazieren zu gehen, vor allem aber, um einander sehen und zu erzählen. Sei es Vergangenes, seien es Pläne für die Zukunft, seien es Mitteilungen über das gegenwärtige Befinden, einerlei. Bedeutsam erscheint nicht in erster Linie, was man da erfährt, vielmehr, dass man die Stimme des anderen hört. Dass man das graue Haar mehr, die zwei Kilo weniger oder die neue Narbe an ihm bemerkt. Dass man ihn umarmen kann.

Je weiter die gegenwärtigen Lebensmittelpunkte der Verwandten voneinander entfernt liegen, desto seltener finden solche Familientreffen statt und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle Eingeladenen tatsächlich erscheinen. Umso größer die Freude, wenn es gelingt, dass trotz großer Distanzen und trotz konkurrierender Interessen viele da sind. Freilich nicht alles ist die reine Freude an einem solchen Treffen: den Mühen der beschwerlichen Anreise der einen entsprechen die Mühen der Vorbereitung der anderen. Ein Ort der Begegnung will gefunden, die Verpflegung geplant, die Schlafstatt hergerichtet sein. Nicht zu vergessen die Mühe der Zurückhaltung eigener Wünsche und Bedürfnisse zugunsten der Verwirklichung anderer Wünsche und Bedürfnisse… von einem gelungenen Familientreffen spricht man dann, wenn die Freude der Mühen wert war.

Am letzten Wochenende im November gab es gleich mehrere solcher Familientreffen: Fūryū lieferte mit der Einladung Olaf Krey senseis den Anlass für eine letzte Begegnung der deutschen Koryū-Uchinādi-Familie im Jahr 2019. Geistesverwandte aus ganz Deutschland reisten nach Königsbrück, um den sonst individuell verfolgten Karate-Weg wieder einmal ein paar Schritte gemeinsam zu gehen, sei es auf der Matte bei bōjutsu, kaishu waza oder taisabaki ōyō jutsu, sei es in den vielen Gesprächen vor, nach und zwischen den Übungszeiten. Einige Fūryū-ka, die ihre Kampfkunstreise noch im letzten Jahrtausend begonnen haben und inzwischen in Zittau, Gärtringen, Erlangen oder Wiesbaden leben und üben, verbanden die Seminar-Teilnahme mit dem Besuch ihrer Eltern und Geschwister in Königsbrück. Und da war da noch eine Begegnung, die dem Wort Familientreffen einen ganz anderen Sinn gab: am Sonntag traf ich eine kleine, noch ganz junge Familie, ihr jüngstes Mitglied zum ersten Mal. Wann wird der Bube wohl erfahren, dass seine Eltern sich vor einigen Jahren zum ersten Mal aus Anlass eines Karate-Gasshuku trafen?

Hendrik Felber

 


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Langer Taijquan-Sonnabend im Fûryûkan am 9.November 2019

 


Grundhaltung mit Schwerpunkt unterer Rücken

Mühsam ist das Arbeiten an den Grundlagen der Haltung. Das Üben war dieses Mal begleitet von neuen Anregungen zur Verbesserung der Haltung insbesondere im Bereich des unteren Rückens. Durch Übungshilfen mit dem Stock, viel Probieren und Geduld mit sich selbst konnten die Teilnehmerinnen des Taiji-Samstags ihre individuellen AHA-Effekte erspüren. Jetzt heißt es, an diesen Erkenntnissen dran bleiben – denn nichts ist problematischer als beim nächsten Training wieder in gewohnte Muster zu verfallen und alles so zu machen wie immer. IF

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Kinderprüfung im Koryû Uchinâdi Kenpô jutsu am 9.10.2019



Wieder eine Etappe geschafft. Herzlichen Glückwunsch allen Teilnehmern zur bestanden Prüfung. Ganbatte! HF

 

 

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Seminar Kakie damashii futari gata mit Olaf Krey kyôshi in Gärtringen vom 6. bis 8.Oktober 2019

Zum einen wollte ich Steve, meinen langjährigen Begleiter auf dem Kampfkunstweg, nach längerer Zeit gern mal wiedersehen und zum anderen unter der Anleitung von Olaf Krey kyôshi wieder einmal intensiver und für etwas längere Zeit Koryū uchinādi üben. Was bot sich da besser an, als das erste Oktober-Wochenende in Gärtringen zu verbringen und beides sinnvoll miteinander zu verbinden. Und so reisten Felix und ich bereits am Freitag an und die Gärtringer KU-ler nutzten die Gelegenheit, ihr reguläres abendliches Training unter Felix‘ Ägide zu absolvieren.
Als wäre es abgesprochen gewesen, waren die von Felix sehr kurzweilig unterrichteten Fortführungen und Take downs diverser Tegumi-Drills ein perfekter Brückenschlag für Olafs Einstieg in das Seminarthema am darauffolgenden Samstagmorgen - Kakie damashii futari geiko. Olaf war es, wie Felix am Vorabend, sehr wichtig, die ersten Techniken des Kakie damashii-Drills auf verschiedene Art und Weise, je nach Erfahrungsschatz der Teilnehmer, fortzuführen und in einer abschließenden Technik, z. B. einem Take down enden zu lassen.
Das Erlernen eines Flow drills ist kein Selbstzweck. Wenn man die komplexe, teils auch artifizielle, Technikabfolge des Kakie damashii-Drills abrufen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass man die einzelnen Techniken auch sinnvoll und funktional anzuwenden in der Lage ist. Das trifft sowohl auf ein Trainingsumfeld, vielmehr aber noch auf eine Selbstverteidigungssituation mit all ihren Unwägbarkeiten zu. Dies von Olaf vorausgeschickt und während der beiden Tage immer wieder in Erinnerung gerufen, unterrichtete Olaf wie gewohnt sehr anschaulich und unterhaltsam die Anwendungen und auch den Ablauf selbst des Kakie damashii-Drills.
Der Drill selbst wurde von Patrick McCarthy hanshi entwickelt. Die Namensgebung ist wohl dem Buch von Nagamine Shoshin „Tales of Okinawa's Great Masters“ entliehen. Kakie bedeutet so viel wie „Klebende Hände“ (Haken-Hände), damashii ist nicht einfach abzuleiten, im Kontext aber mit „persönlicher Herausforderung“ und „freundschaftlichem Duell“ übersetzbar. Eine persönliche Herausforderung körperlicher und mentaler Art war die intensive Beschäftigung mit dem Drill am Wochenende durchaus und das Kreuzen der Hände im freundschaftlichen Duell mit KU-Übenden aus verschiedenen Teilen Deutschlands hatte einen großen Lerneffekt.
Was ist mein Fazit für dieses Seminar? Es ist durchaus sinnvoll den Kakie damashii-Drill zu trainieren, um zu sehen, was in einzelnen Angriffssituationen als eine beispielhafte Anwendung/Antwort möglich ist. Diese gilt es zu erlernen, dann aber aus dem flow drill zu extrahieren und unter verschiedenen Bedingungen und Intensitäten (Stichwort: aggressive resistance) sowie unterschiedlichem Kontext zur Anwendungsreife zu bringen. Vor allem hat es aber auch sehr viel Spaß gemacht, die extrem vielseitigen Techniken im Stand und am Boden zu üben sowie Querbezüge zu bereits Erlerntem herzustellen.
Herzlichen Dank meinerseits an Olaf, der uns trotz eines Infektes wieder einmal überzeugend an seinem Wissen teilhaben ließ und Steve und den Gärtringer KU-lern für die Organisation des Seminars. Ich wünsche euch beim nächsten Mal mehr Teilnehmer, am Rahmen und Inhalt hat es sicher nicht gelegen.

Lutz Auerbach

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Theorie-Seminar zum Taijiquan und Qigong mit Gabi Fischer-Lind shifu am 28./29.9.2019


Wo die Aufmerksamkeit hingeht, geht auch das Qi hin – ein praktisches Seminar zum Verstehen der Theorie des Qigong

 

Nach daoistischer Auffassung durchdringt und begleitet Qi alles, was existiert und geschieht. Qi ist die Dynamik des Lebens, Bewegung, Schwingung, Veränderung… Es ist alles, was wir sind und was uns umgibt.

Yin und Yang sind in diesem Bild Ausdruck der Dualität der Veränderung … ohne oben kein unten, ohne vorn kein hinten, ohne Bewegung keine Stille usw. Eine grundlegende Auffassung im Daoismus ist die Stellung des Menschen zwischen den wechselnden Energieströmen, den sogenannten Drachenadern, vom Himmel zur Erde und umgekehrt. In diesen „mächtigen“ Strömen des Qi bleibt es unausweichlich, dass sich das Qi im menschlichen Körper auch ohne unser Zutun bewegt.

Mit einfachen Übungen wie z.B. wechselnden Handhaltungen zum Himmel bzw. zur Erde probierten wir aus, diesen Strömen nachzuspüren. Wenn man schon eine gute Grundhaltung hat und sich gut durchlässig machen kann, bestätigen sich durch das Spüren die Kreisläufe des Qi. Ganz schnell in Schwierigkeiten kommt man, wenn man anfängt das Spüren (intuitive Kraft) emotional zu bewerten. Emotionale Denkkreise sind das größte Hindernis beim Spüren des Qi und beim Arbeiten mit dem Qi. Daher ist die Übung, der Weg vom Erlernen der Technik, über das Verschmelzen der Technik mit dem Körper ein probates Hilfsmittel, um die Energieflüsse zu erfahren.

Innerhalb und um den menschlichen Körper verteilt sich das Qi. Z.B. hat jeder von uns einen Qi-Mantel. Man könnte auch Aura dazu sagen. Mit Hilfe des Spürens haben wir partnerweise unsere Qi-Mäntel erfühlt. Dass sich bei den Menschen dabei so große Unterschiede zeigen, fand ich sehr spannend.

Die Aussage: Qigong ist zu 90 Prozent eine Übung des Geistes, zeigt mir einmal mehr, welche Wegstrecke die Körperarbeit im Vergleich zur Geistarbeit einnimmt. Zur Übung des Geistes richtet sich die Aufmerksamkeit nach Innen – ohne wenn und aber – so die Theorie. Unser Geist jedoch ist ein Meister der Ablenkung. Die Sinne beeinflussen uns, Gedanken kommen auf, Emotionen werfen Bilder... all diese Ablenkungen binden unsere Aufmerksamkeit. Und wo die Aufmerksamkeit hingeht, dahin geht auch das Qi. Wie schnell zerstreut es sich und alles ist nur Einbildung…Daher ist das Üben mit Disziplin und wieder und wieder die einzige Möglichkeit die Aufmerksamkeit zu trainieren.

Mit einer relativ kurzen, stillen Übung von nur etwa 45 min in der Gruppe hatte ich Gelegenheit meine Aufmerksamkeit zu beobachten. Und ja, der Affengeist ist unermüdlich und ja, manchmal spürt man etwas…Mit der Zeit wird die Theorie eben doch zur Praxis. Vielen Dank an Gabi für die anschaulichen Erläuterungen, die „feinen“ Übungen und neuen Anregungen fürs Üben.

 

Irina Felber

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Kinder-Karate-Nacht, 28./29.9.2019

Ich fand gut, dass wir zum Denkmal gewandert sind. Das fand ich nicht so gut: dass wir nicht das Spiel "Bombe entschärfen" gespielt haben. (Richard) --- Mir hat gut gefallen, dass wir vor dem Frühstück auch trainiert haben. (Johann) --- Mir hat gefallen, dass schönes Wetter war und wir auch mal draußen waren. Ich fand nichts doof. Die Kinder-Karate-Nacht war wie immer toll !!! (Cindy)
Mir hat das Draußen-Üben gefallen. Mir hat auch gefallen, dass wir Heishu waza zu Ende gemacht haben. Ich fand es aber blöd, dass ich in den Matsch gefallen bin. (Darja) --- Mir hat gefallen, dass wir auch draußen geübt haben, dass wir viele Spiele gemacht haben und trotzdem viel geübt haben. Und dass wir einen japanischen Film geguckt haben. (Lea)

 

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20.Fûryû-Gasshuku in Schellerhau, 6.-8.9.2019


Zu einem traditionellen gasshuku trafen sich vom 6.-8. September 14 Übende der Königsbrücker Kampfkunstschule Fûryû in Schellerhau, um, so wie es der japanische Name sagt, neben dem eigentlichen Training zusammen freie, d.h. auch Lebenszeit zu verbringen. Mit diesem Gedanken verband sich für die Teilnehmenden wie in jedem Jahr das Erleben täglich mehrfacher Trainingseinheiten bei teils schon herbstlichen Temperaturen auf dem Kamm des Erzgebirges, einer von eigenem Beitrag und Gemeinsamkeit geprägten Atmosphäre bei der Bewältigung der Dinge des Alltags und dem daraus resultierenden guten Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein.
Im Zentrum des eigenen körperlichen Übens stand für die Furyuka in diesem Jahr eine aus einer Gruppe von 6 allein auszuführenden Bewegungsabfolgen, deren Fokus auf der Schulung der Bewegung des Rumpfes liegt. Mit der Unterstützung der Erfahrensten gelang es dabei den Anfängern erste Schritte beim Erlernen dieser taisabaki gata jôdan genannten Kata zu gehen, während die Fortgeschrittenen Gelegenheit erhielten, ihr bestehendes Können auszubauen und zu vervollkommnen. Ebenso geübt wurde mit dem Kurz- und Langstock sowie eine fortlaufende Partnerform, bei der die sechs grundlegenden Abwehrübungen (age uke, gedan uke, uchi uke, soto uke, kake uke, shutô uke) als Mittel zur Befreiung gegen Umklammerungen und Griffe zur Hand gedeutet werden. Parallel gab es zahlreiche und gern genutzte Gelegenheiten für jeden der Teilnehmer im Alter von 14 bis 67 Jahren zum Lesen, Tischtennisspielen und zu von dem verbindenden Charakter der Kampfkünste getragenen Gesprächen mit den gleichfalls am gasshuku teilhabenden Taijiquan-Übenden in den Trainingspausen.
Das „Strömen des Windes“, so die Übersetzung des Namens der Königsbrücker Kampfkunstschule F ûryû, es war erneut als eine die Übenden motivierend berührende Kraft auf dem Weg zu persönlicher Gesundheit von Körper, Geist und Seele und somit ganz im Sinne der Lehren des koryû uchinâdi kenpô jutsu, der „Kunst des Okinawa-Karate alter Schule“, zu spüren.

 

Cornelia Petzold

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Dayangong-Seminar mit Gabi Fischer-Lind shifu in Bensheim am 10./11.August 2019

Fliegen wie eine Wildgangs

Seit nun schon fast zwei Jahren versuche ich „fliegen“ zu lernen… Das Nachahmen eines Tieres ist typisch im traditionellen Qigong. Im Dayangong (Wildgans-Qigong) übt man neben Flatterbewegungen auch Schritte, beugende und streckende Bewegungen, die dem natürlichen Ausdruck und Verhalten der Wildgans ähnlich sind. Die erste Form, welche 64 Bewegungen umfasst, beschreibt den ständig wiederkehrenden Tagesablauf des Vogels. Vom Erwachen, Recken, Strecken im Sonnenlicht geht es zum Waschen und Schnäbeln mit dem morgendlichen Tau. Qi wird in Bewegung gebracht und im Körper verteilt. Schließlich fliegt der Vogel übers Wasser und am Ende des Tages baut die Wildgans ihr Nest, sammelt das Qi und geht schlafen.

 

… „fliegen“ lernen, so anmutig, beweglich und natürlich leicht zu sein wie ein Vogel. Dieses schöne Bild animiert mich als Übende die Form der Wildgans aufzunehmen, diese durch den Körper und durch den Geist fließen zu lassen. Zwei Jahre Übung bisher sind dafür nur dem Anschein nach eine lange Zeit. Eigentlich stehe ich noch ganz am Anfang. Aber das ist völlig in Ordnung so. Ich freue mich schon auf die nächsten Jahre mit vielen neuen Erfahrungen, Entdeckungen und dem angenehmen Gedankenaustausch mit Shifu Gabi Fischer-Lind. Durch ihren Übungsvorsprung kann Sie mein Üben gut reflektieren und Anregungen für viele, viele Details geben, die das Üben über Jahre dann langsam zum eigentlichen Qigong - der Arbeit mit Qi - führt. Vielen Dank für ihr Engagement.

 

Irina Felber

 

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Koryû-Uchinâdi-Shochû geiko im Olaf Krey kyôshi am Frauensee vom 27.Juli bis zum 4.August 2019

Nur einmal angenommen

… es wäre dein erstes Koryû-Uchinâdi-Sommerlager gewesen, welche Annahmen hätten dich auf der Fahrt zum Frauensee begleitet? Werde ich gut in die Gruppe finden? Mit der angeblich so hohen Trainingsintensität klar kommen? Etwas Neues lernen, gesund bleiben, Spaß haben und schließlich nicht bereuen, wertvolle Urlaubstage geopfert zu haben?

… du wärst ein schwedischer Karate-ka und kämst zum inzwischen zehnten Mal ins deutsche shochû geiko, hättest du auf deiner mehr als 1000 Kilometer langen und mehrere Tage dauernden Reise von Stockholm über Dänemark unter brandenburgische Kiefern angenommen, dass du der Anlass (nicht der Grund) dafür bist, dass die Unterrichtssprache erneut Englisch sein, dass du diesmal reichlich Unterstützung beim Gitarre-Spielen finden, dass die Unterrichtendenden und jeder deiner Übungspartner wie erhofft als bullshit filter deiner persönlichen Erkenntnisse und Annahmen fungieren würden?

… du leitetest das Sommercamp, hättest du zuvor angenommen, dass die wohl dreißig Teilnehmer diverse Aufgaben, die Korrektur vermeintlich „gekonnter“ Techniken, insbesondere die unbewaffneten und bewaffneten Annahmen (uke), dazu die physischen Herausforderungen, vor allem aber einander so gut annehmen würden? Hättest du angenommen, dass Tiere wie Qualle, Pfau und Esel in den Mittelpunkt des Interesses rücken, dass es an einem einzigen Tag gleich zwei Gesprächsrunden zu unterschiedlichen Themen geben, dass zwei Zahnkronen ihren rechten Ort im Mund verlassen könnten, jedoch nicht durchs Boxen, sondern durch Fruchtgummi?

Immer wieder geht es im Sommerlager (wie im Leben überhaupt) ums Annehmen: des Angriffs mit dem Stock am Nachmittag und am Abend mit dem Boxhandschuh, des Muskelkaters am frühen Morgen und des während der Übung einsetzenden Regens, der schlechten Luft im Speiseraum und der gegenteiligen Meinung meines Gesprächspartners, des durch die Mahlzeiten vorbestimmten Zeitplans und des richtigen Tons beim Musizieren. Und last not least: des allgegenwärtigen Sands.

Und was nähme man lieber an als ein Geschenk: die bereitwillige Antwort auf eine Frage. Eine Nussecke (oder auch zwei oder drei). Eine Massage. Ein Lächeln im Vorübergehen. Ein Geburtstagsständchen um Mitternacht. Einen interessanten Trainingsinhalt. Eine ehrliche und beharrliche Korrektur. Das Naturschauspiel des im Nebel verschwundenen Sees.

Nur einmal angenommen…

… kann ein Sommerlager werden. Es ereignet sich jeweils nur einmal im Jahr und kehrt – bei allen dem Anschein nach sich wiederholenden Details – so nie wieder zurück, wie es auch das diesjährige Motto ichi go ichi e ausdrückt. Jegliches Sich-Begegnen ist im Zeitenstrom einzigartig und fordert uns gleichsam auf, es als Chance zu begreifen und offenen Sinnes anzunehmen.

Hendrik Felber

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Kinder-Sommerferien-Spezial-Training im Fûryûkan vom 8.bis zum 10.Juli 2019

Elf Karate-Kinder fuhren nicht gleich zu Ferienbeginn mit den Eltern in den Urlaub, so dass sie das Angebot der Fûryû-Übungsleiter zu einer Neuauflage des Sommerferien-Spezialtrainings wahrnehmen konnten. Wie immer war dieses eine Mischung aus Übung der Grundlagen des Koryû-Uchinâdi und Spielen. Hinzu kam diesmal eine Einführung in den Umgang mit dem kurzen Stock (tanbô). HF

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Karate-Kyû-Prüfungen im Fûryûkan am 29. Juni 2019

Der letzte Juni-Sonnabend war 2019 ein ganz "heißer"; nicht nur wegen der hohen Außentemperaturen, sondern auch, weil es wieder einmal galt, die erübten Karate-Fähigkeiten bei einer Prüfung unter den Augen der Übungsleiter unter Beweis zu stellen. Zwei von ihnen saßen vormittags noch als Kindertrainer in der Prüfungskommission, während sie sich nachmittags selbst höheren Kyû-Prüfungen stellten. Allen Prüflingen herzlichen Glückwunsch zum Bestehen und: Ganbatte! HF

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Karate und Kobujutsu- Seminar mit Patrick McCarthy hanshi am 15./16. Juni 2019

„Spiel" (von althochdeutsch spil für „Tanzbewegung“) ist eine Tätigkeitsform, Spielen eine Tätigkeit, die zum Vergnügen, zur Entspannung, allein zur Freude an ihrer Ausübung, aber auch als Beruf ausgeführt werden kann. Es ist eine Beschäftigung, die oft als spielerische Auseinandersetzung in Gemeinschaft mit anderen vorgenommen wird. Ein Großteil der kognitiven Entwicklung und der Entwicklung von motorischen Fertigkeiten sowie sozialer Kompetenz findet durch Spielen statt, beim Menschen ebenso wie bei zahlreichen Tierarten.“ Quelle: Wikipedia

„Look, like young lions play!” Die jungen, kleinen Katzen balgen und spielen jeden Tag miteinander. Locker und ohne Anstrengung werfen sie ihre Tatzen der Löwenmutter oder den Geschwistern entgegen. Sie werden erwachsen und können fortan mit ihren Pranken Zebras und Büffel erlegen. Mit diesem Beispiel unterstrich Patrick Mc Carthy hanshi die für ihn sinnvolle Art, Zwei-Personen-Drills zu üben. Die Wissenschaft gibt diesem Weg etwas zu erlernen Recht.

„Der Evolutionsbiologie Marc Behoff von der Univerity of Colorado erkennt deshalb den evolutionären Sinn der Spielfreude darin, für das ´Unerwartete zu trainieren´. Statt nur bestimmte Bewegungsabläufe für absehbare Situationen zu erlernen, gehe es darum, in einer sich rasch verändernden Umwelt das eigene Verhalten körperlich und geistig schnell umzustellen – und dieses Talent fördere nur das freie Spiel. Alles andere ließe sich notfalls auch auf anderem Weg erlernen.“ Quelle: Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010 Spieltrieb Mensch ändere Dich, Hubertus Breuer

Während des gesamten Seminartages zur Kata Aragaki no Sôchin legte Patrick Mc Carthy hanshi Wert auf die Lockerheit und Leichtigkeit in der Partnerübung. Bewusst ließ er ein „offenes Ende“ für manche Anwendung der Kata mit Partner. So konnten die Bausteine des Nyûmon, wie tegumi, aber auch Takedowns und Abschlusstechniken am Boden in die Übung eingeflochten werden. Vielen Dank für die gute Organisation der Fûryûka vor Ort.

Angela Mögel

Am Juni-Wochende des 15. und 16. war es wieder so weit. Das inzwischen fünfte von Furyu ausgerichtete Seminar mit Patrick McCarthy sensei fand wie schon in den vorherigen Jahren in der Sporthalle des Evangelischen Kreuzgymnasiums statt. Am Freitag Abend davor fand zusätzlich noch ein Training mit McCarthy sensei statt, welchem ich jedoch leider nicht beiwohnen konnte. Daher ging es für mich erst am Samstag richtig los, an dem die organisierenden Fûryûka selbstverständlich schon etwas eher da waren, um die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen. 10 Uhr starte dann das Training, immer wieder durch theoretische Einheiten unterbrochen, um auch Hintergründe und Historie der geübten Form „Aragaki no Sôchin“ näher zu beleuchten. Da die Kata für viele der Gäste, die auch aus anderen Stilen stammten, noch nicht bekannt war, unterrichtete Patrick McCarthy zunächst Anwendungsszenarien und danach die entsprechenden Sequenzen aus dem Solo-Ablauf der Form, so dass diese so dass man schnell ein Bild der Funktionen der in der Solo-Form geübten Techniken erhielt. Nach den ersten drei Stunden, gab es eine einstündige Mittagspause, nach der noch ein Mal weitere drei Stunden bis 17 Uhr trainiert wurde und somit der Kata-Ablauf auch vollendet und von den meisten gesichert werden konnte. Auch die, denen die Kata schon bekannt war, konnten sicherlich einige wichtige Details mitnehmen und so individuell ihre Sochin verbessern und „schleifen“. An den abschließenden gemeinsamen Abendessen nahm ich persönlich jedoch weder am Freitag noch am Wochenende teil, kann aber aus Erzählungen anderer berichten, dass diese sehr schön gewesen sein sollen. Die zeitliche Einteilung änderte sich am Sonntag nicht, jedoch wurde hier Bô trainiert und nicht Karate. Es handelte sich um die Kata „Tokumine no kun/kon“ aus dem Yamane ryû bôjutsu, welche auf den Überlieferungen von Kyan Chôtoku beruht, der diese angeblich von einem Gefängniswärter Tokumines erlernen konnte. Hier unterrichtete Patrick McCarthy sensei am Vormittag die komplette Solo-Form mit Demonstration einiger Anwendungen und konzentrierte sich nach der Mittagspause auf die grundlegende Bô-Partnerform „Peichin kumibô“. Auch hier die konnten die unerfahrenen Bô-Übenden sehr profitieren, da jeder einen Schwarzgurtträger als Partner zugeteilt bekam. Im Nachhinein betrachtet ging das Wochenende doch sehr schnell vorüber, war aber sehr interessant gestaltet mit abwechslungsreichen Themen in einer heterogenen Gruppe, in der ein angenehmes Übungsklima herrschte. Ich hoffe, dass das nicht das letzte Seminar dieser Art in Dresden war und wir Sensei Patrick McCarthy nächstes Jahr wieder in Deutschland begrüßen dürfen.

Friedrich Felber

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Taijiquan-Trainingslager vom 7. bis zum 10. Juni 2019

Jährlich am Pfingstwochenende gibt es für uns die Möglichkeit, bei Shifu Gabi Fischer-Lind im Schwarzwald Qigong und Taijiquan zu üben. Diese intensive Übungszeit hat neben Irina und mir in diesem Jahr auch Sabine in Anspruch genommen.
Neben den genannten Übungsbereichen fließen auch immer wieder neue Themen ein, die in Gabis täglicher Arbeit als Heilpraktikerin eine Rolle spielen. So waren es in diesem Jahr die Pflanzen, unter anderem die Kräuter und Blumen, welche uns oben auf der schwarzwäldischen Wiese bei Frau Pahling umgaben. Wir bekamen ausführliche Informationen darüber , wie verschiedenen Kräuter als Tee wirken. Interessant war, als Gabi uns anleitete, über den Geschmack des Krautes auf die Wirkung im Stoffwechsel zu schließen. In einer kleinen Pflanzenmeditation erspürte jeder für sich, welche Pflanze ihn besonders ansprach und welche Gedanken und Gefühle dabei aufkamen. Und es war erstaunlich, wie beim Ziehen von Pflanzenkarten tatsächlich fast jeder eine Karte aus der Menge erwischte, deren Bedeutung und Beschreibung recht gut zum derzeitigen Lebensthema passte.
Da ich erst heute, nach vier Wochen Zeit fand in Ruhe über das Trainingslager zu resümieren, möchte ich eher kurz darüber schreiben, wie diese zwei intensiven Übungstage nun hier zu Hause beim Üben in unserer heimischen Übungsgruppe nachwirken. Als Hauptthema beschäftigten wir uns in mehreren Übungssequenzen mit dem Stand; der keine Übung im eigentlichen Sinne sondern die Grundlage und die Haltung aller Taiji- und Qigongübungen ist. Aus den vielfältige Kleinigkeiten vom Verankern der Zehen im Boden, den übereinanderstehenden Gelenken, den geöffneten Leisten , dem geschlossenen Huiyin, über die entspannten Schultern und das geöffnete Brustbein bis zum Baihui sollte eine Dynamik und Leichtigkeit entstehen, die die Durchlässigkeit des Körpers für den Qi-Fluss überhaupt erst ermöglicht. Es ist das Einfache, das so unendlich viel Übung und Aufmerksamkeit für die Details voraussetzt, dass es in unserer Übungsgruppe auch wieder mehr Zuwendung erfährt. Die Übung „eine Tasse zu balancieren“ steht seitdem auf unserem Übungsprogramm. Und vor allem geht es ja darum, diese Haltung während des gesamten Übens beizubehalten.
Beim Üben des Neiyanggong stellte ich mit Irina seitdem mehrfach fest, wie stark sich eine Übung verändert und anders anfühlt, obwohl uns Gabi nur relativ kleine Korrekturen und Veränderungen gezeigt hat.
Ein wichtiger Übungsteil des Wochenendes bestand für mich darin, die Möglichkeit zu nutzen, den Rest des zweiten Teiles der Langen Form des Taijiquan in der Gruppe zu erlernen. Von Larissa, Heike und Moni bekam ich hierbei noch zusätzliche individuelle Anleitung. Erleichtert stellte ich fest, dass mir einige Stellen im Ablauf rascher als sonst geläufig waren, denn ich konnte mittlerweile Parallelen zu Bekanntem ziehen.
Irina ist mir eine große Hilfe hier daheim im Dojo. Sie steckt schon tiefer in diesem Teil drin. Nach wie vor ist es nach dem Trainingslager die Herausforderung, das Neue nun mit Hilfe der eigenen Aufzeichnungen zu festigen. Bisher gelingt es mir an dieser Übung dran zu bleiben. In den vergangenen Übungsstunden wiederholten wir den neuen Teil der Langen Form gemeinsam. Vorgenommen habe ich mir, über die Sommerferien ein großes Stück vom Ablauf her zu festigen. Dafür nutze ich auch passende Gelegenheiten und gehe die Form einfach nur theoretisch im Kopf durch.
Für mich hat sich einmal mehr erwiesen, dass dieses kompakte Üben am Stück in einem Trainingslager von großem Nutzen ist. Vielen Dank an Gabi, ihr Wissen mit uns zu teilen. Unsere Gespräche in der Gruppe und unser gemeinsames gutes Essen rundeten das Wochenende wieder wunderbar ab und machten es für mich zu einer Zeit des Lernens, zum Auftanken und zum Erholen gleichermaßen.

Ute Lachmann-Ludwig

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Gasshuku europäischer Koryû Uchnâdi-Schulen mit Patrick McCarthy hanshi in Veldhoven, 29. Mai bis 2.Juni 2019

Der Koryûkan Veldhoven in den Niederlanden. Zum nunmehr zwölften Mal schon Ort des jährlichen Koryû-Uchinâdi-EU-Gasshûku und für einige Fûryûka seit Jahren „Ersatzheimat“ für das verlängerte Himmelfahrtswochenende. Im Jahr 2019 nun erstmals auch für mich. Endlich, möchte ich im Nachgang sagen, nachdem mich bislang berufliche, gesundheitliche oder persönliche Befindlichkeiten an einer Teilnahme gehindert haben.
Ein vielsprachiges Stimmgewirr summt mir entgegen, als ich am Mittwochabend nach über acht Stunden Fahrt zum ersten Mal meinen Fuß über die Schwelle des Übungsraums setze – kein Wunder, sind schließlich elf Nationen beim diesjährigen „Miteinander-Wohnen-und-Üben“ [jap. Gasshûku] vertreten. Ich sehe recht viele vertraute, aber noch mehr mir unbekannte Gesichter. Mit einem Großteil von ihnen werde ich bis zum Ende des Gasshûku mindestens einige englische Worte gewechselt, mit manchen auch auf den Tatami im oder auf der Wiese am Dôjô geübt haben. Allen gemein ist eine heitere, freundliche, zuvorkommende Herzlichkeit, die mir sofort ein Gefühl des Willkommenseins vermittelt und über die Tage im beschaulichen, fast pittoresken Veldhoven zur steten Begleitung wird – das Miteinander ist harmonisch, Misstöne sind rar und die Zeit scheint zu verfliegen.
Die einzelnen Übungseinheiten sind, wie nicht anders von Patrick McCarthy hanshi und Olaf Krey kyôshi gewohnt, überaus fordernd, im physischen und mehr noch im geistigen Sinne, vor allem, da ich fast ausschließlich mit Hendrik übe – und das ist ausschließlich positiv gemeint. Es gibt Input ohne Ende, irgendwann fühle ich mich nur noch wie durch den Wolf gedreht [„Spaghetti-Brain“ lässt grüßen…] und habe trotzdem Spaß, respektive empfinde ich Freude darüber. In Summe ein gutes Gefühl. Ganz nebenbei wird mir bei einem der unzähligen Abläufe von Nage waza dank Hendriks Hilfe klar, warum „mein“ Uchi mata [jap. Innenschenkelwurf aus dem Jûdo] dreißig Jahre lang nicht funktioniert und „mein“ Harai goshi [jap. fegende Hüfte, ebenfalls ein Jûdowurf] hin und wieder eher wackelig gerät. Dô mu gen [jap. „Der Weg hat kein Ende.“] im Kleinen gewissermaßen, wenn man bedenkt, dass mein Weg in der Kampfkunst mittlerweile auch schon mehr als drei Jahrzehnte andauert… Die Langstockeinheiten am Nachmittag bringen mir feine Details zu Tokumine no kon nahe, wiederholte Übung festigen diese, Peichin kumi-bô mit wechselnden Partnern hilft ebenfalls beim weiteren Memorieren dieser Partnerform und zeigt mir in der Übung mit Olaf einmal mehr, dass Lockerbleiben / Gelassenheit mehr Flexibilität in meiner Re-/Aktion ermöglichen.
Diese und viele weitere kleine [exemplarisch Bô-Training mit Lutz (!!!), Fliegen- und Hummelgewichte] und größere Momente [Graduierungsprüfungen, der Gemeinsinn aller Anwesenden] sowie das angenehme „Drumherum“ machen mein erstes EU-Gasshûku zu einem überaus erinnerungswürdigen Ereignis – und führen dazu, dass ich mir die Tage um den 21.Mai 2020 schon im Kalender markiert habe. Danke, Patrick McCarthy sensei, Olaf Krey kyôshi, Hendrik! Und ein Dank auch an das Org.-Team des Koryûkan Veldhoven sowie alle anderen, die zu Himmelfahrt zur gemeinsamen Kampfkunstübung im Eindhovener Vorort verweilten.

Enrico Frank

 

"Wo geht's denn hier zum Bahnhof?"

...ist eine simple Frage, auf die wohl die meisten Menschen, wenn sie das gefragt werden, den Weg beschreiben würden, falls sie ihn wissen. Dennoch kann daraus wie aus vielen alltäglichen Begebenheiten ein Witz gemacht werden, indem man sich vorstellt, wie Menschen aus bestimmten Berufen oder anderen Gruppierungen klischeehaft darauf antworten würden. Beispiele für solche Antworten, die die Stimmung wie an einem Abend im Gasshuku erheitern zu vermögen, sind:

Der Manager: "Fragen Sie nicht lange rum, gehen Sie einfach los!"
Der Psychater: "Seit wann bedrängt Sie diese Frage?"
Der Autofahrer: "Wozu braucht man noch Bahnhöfe?"
Der Lehrer: "Hätten Sie besser aufgepasst, dann wüssten Sie die Antwort."

Was könnte ein Kampfkünstler darauf antworten? Ein Gedankenspiel:

"Ein Ziel zu haben, ist Voraussetzung für den ersten Schritt auf einer Reise, aber spannender als der Bahnhof ist doch der Weg dahin. Du kannst dabei auf Hindernisse stoßen, abgelenkt werden, verschiedene Menschen treffen, die zum Teil das gleiche Ziel haben, jemanden finden, der schon ein Stück voraus ist und dir hilft, den Weg zu finden oder sogar solche, die dir folgen, weil sie bewundern, wie du den Weg gehst und von dir lernen möchten. Solange du dein Ziel kennst, kannst du auch noch so oft stolpern und fallen, du wirst immer einmal mehr aufstehen. Wenn du unterwegs kämpfen musst, vor allem gegen deine Müdigkeit und Ablenkungen, dann stelle dich, nimm dich der Hilfe Erfahrenerer an, denn jeder Sieg lässt dich wachsen und auf dem Weg fortschreiten. Den Bahnhof zu erreichen, wird ein Ideal - die Art des Weges eine Methode, um dich dahin zu vervollkommnen. Es geht natürlich auch simpel (und langweilig) ohne große Erkenntnisse: Dort rechts, dann bis zur Ampel und dann links..."

Das Gasshuku ist für mich ein Sinnbild eines Wegabschnittes: üben, Herausforderungen annehmen, sich überwinden, Freunde und Lehrer bei sich haben, die sich einander helfen und inspirieren, Spaß haben, Gemeinschaft und Individualität zelebrieren, hinfallen und wieder aufstehen... und gerade in diesem Jahr sind wir durch das Thema Wurftechniken(Nage waza) oft gefallen, stehen aber immer wieder auf. Nana korobi, ya oki! Ich danke sehr Patrick McCarthy hanshi, Olaf Krey kyôshi und Bert Mollen shihan, für ihre Anleitung sowie allen Teilnehmenden fürs "Aufstehen". In Gedanken bin ich noch oft bei Bernd Otterstätter sensei und dessen Mut im Kampf mit einem der schwersten Gegner, den einem das Leben gegenüberstellen kann. Dafür hat er meinen Respekt!

Felix Hommel

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Kindertrainingslager in Schellerhau, 3. bis 5.Mai 2019

Heimweh...

... wird definiert als Notlage und funktionale Beeinträchtigung, verursacht durch eine tatsächliche oder voraussichtliche Trennung von der Heimat oder dazugehörigen Subjekten und Objekten. Funktionale Störungen umfassen depressive, traurige Stimmung, Angst aber auch Wut. Das klingt zunächst sehr trocken, aber fast jeder Mensch kann mit dem Gefühl, das sich dahinter verbirgt, etwas anfangen. Sobald die Heimat, das was sie individuell charakterisiert, was wir mit ihr verbinden (Familie, Freunde, Landschaft,...) verlassen wird (oder die Heimat uns verlässt), tritt das Heimweh in ganz unterschiedlichem Ausmaß ein. Am stärksten erscheint das Phänomen meist bei der tatsächlich allerersten Entfernung im Leben eines Menschen im Kindesalter von der Heimat. Dann besteht bei etwa 80 Prozentder Kinder ein latentes Gefühl von Heimweh, das über die Dauer der Trennung bei positiven Erlebnissen schwächer wird. Bei 20 Prozent der Kinder jedoch ist das Gefühl von Beginn an stark und wird bis kurz vor der Wiedervereinigung mit den Eltern, der heimischen Umgebung immer heftiger. Viele Faktoren, etwa allein das Alter bzw. die Erfahrung, die Herangehensweise des Menschen an unbekannte Situationen oder die familiäre Bindung modulieren die Intensität des Heimwehs... (Thurber, C.A.; Walton, E. and the Council on School Health (2007): Preventing and Treating Homesickness.).

Ein trauriges Thema? Ja und Nein! Dieses Jahr sah ich mich damit als größte Hernausforderung im Kindertrainingslager konfrontiert, waren doch gleich mehrere kleine KampfkünstlerInnen das erste Mal weg von der Familie und vertrauten Umgebung, weswegen sie mit leichtem bis starkem Kummer zu kämpfen hatten. Trösten, gut zureden, das Positive betonen, an die Kurzweile der Zeit in der Fremde erinnern, ablenken, ein Telefonat mit den Eltern ermöglichen - laut Text, den ich im Nachhinein gelesen habe, vieles "richtig" gemacht, aber leider nicht für alle erfolgreich. Auch ich spüre Heimweh, wenn ich in die Fremde gehe, aber ich denke, dass es verschwindend gering geworden ist. Ich habe keine Angst, bin auch nicht depressiv, wütend, etc., aber freue mich dann doch wieder auf die Rückkehr. Ich habe erfahren, dass die Situationen, die mich in der Kampfkunst wachsen lassen, selten zu mir auf die Couch flattern. Ich muss vor die Haustür gehen, unter Umständen einige Kilometer reisen und mich in die Ferne, ins Unbekannte wagen. Dabei sind schließlich die Menschen, mit denen ich gemeinsam den Weg beschreite, zu meinen Freunden und damit Teil meiner Heimat geworden. Letztendlich ist die Kampfkunst Teil meiner Heimat geworden. Vielleicht werden auch einmal aus den Zimmergefährten im Trainingslager Freunde auf dem Weg ins bekannte Unbekannte und vielleicht werden auch sie sich fernab der Heimat durch die Übung der Kampfkunst wohl fühlen. Die nächste Chance das herauszufinden, zu üben und zu wachsen, kommt gewiss. Felix Hommel

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Kata-Seminar Matsumura Passai mit Olaf Krey kyôshi in Jena am 13. und 14.April 2019

Am Wochenende des 13./14. April 2019 besuchten wir das Kampfkunst-Seminar von Olaf Krey unter dem Motto „Bassai im Koryû Uchinâdi“ in Jena. Am Sonnabend um 7.00 Uhr starteten die Fahrgemeinschaften mit Sascha, Felix, Ingolf und Torsten, Florian, Cornelia, Fabian sowie Hendrik, Friedrich, Martin, Zarah, Andrea. Nach reibungsloser Fahrt, kamen wir kurz vor 9.00 Uhr im nebligen Jena an. Nach kurzer Stärkung mit Croissant und Kaffee suchten wir die Sportstätte des Shotokan Dojo Jena e.V. als Veranstalter des Seminars in Kooperation mit dem USV Jena auf. Wir waren sehr gespannt, was uns erwarten würde. Sportler verschiedener Kampfsportarten waren zum Üben und Erlernen der Kata „Bassai“ eingeladen und zahlreich erschienen. Das Training sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag begann um 10.00 Uhr mit kurzer Begrüßung. Nach der Erwärmung, die zugegeben bereits kräfteraubend und schweißtreibend war, wurden durch Übungen mit Partnern (Tegumi) Elemente aus der Kata veranschaulicht. Daraus wiederum wurde die Kata Stück für Stück zusammengesetzt. Das Training endete kurz nach 17.00 Uhr. Danach checkten wir im Hostel „Alpha One“ ein. Bei einem Essen im Restaurant „Zur Noll“ in der Innenstadt von Jena klang der Abend aus. Das Training am Sonntag von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr und 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr führte die begonnenen Übungen des Vortages bis zur kompletten Kata „Bassai“ zu Ende.
Olaf Krey hat auf eindrucksvolle Weise sein Wissen und Können vermittelt. Tipps von ihm und anderen Karatekas haben wir gern angenommen. Danke für die geduldige Anleitung und Dank auch an die jeweiligen Übungspartner. Wir möchten Hendrik für die tolle Vorbereitung auf das Seminar danken, da wir die zuvor im Training erlernten Elemente im Seminar wieder erkennen konnten. Ohne dieses Vorwissen wären wir als Frischlinge früh an unsere Grenzen gekommen. Dieses Wochenende war für uns eine tolle Erfahrung!

Andrea, Cornelia, Fabian und Zarah

Am Sa. 13. und So. 14. Apr. 2019 haben wir uns in Jena mit verschiedenen anderen Interessenten und Mitgliedern anderer Vereine getroffen um KU zu üben im Rahmen der Kata Bassai. Die Sportanlage dort in Jena ist sehr groß, weitläufig und schön angelegt. Auch die Halle (bzw. Dojo des Universitätssportverein Jena e.V.) ist schön groß und sehr gut ausgestattet.
Ich habe mich gefreut, viele bekannte Gesichter aus dem eigenen und anderen KU-Standorten wieder zu sehen und mit ihnen zu üben. Auch das Üben mit verschiedenen Partnern, z.T. auch aus anderen Vereinen, die KU bisher noch nicht kannten, hat mir viel gebracht. Man hat auf diesem Wege viel Input bekommen und muss z.T. noch einmal ganz anders über die Bewegungen ( Abwehr / Angriff ) nachdenken.
Die Übungen von Olaf hatten immer den Bezug zu konkreten Angriffen und der Antwort aus der Form (bzw. der Kata). Viele Angriffe wurde auch in Richtung Selbstverteidigung zu einem “Ende” geführt, so dass in Folge flüchten kann oder die Kontrolle über den Angreifer/Aggressor gewinnt und behält. In der Ausschreibung zum Seminar hieß es, die Kata Bassai sei “eine moderne Interpretation der historischen Kampftechniken aus Okinawa”. Das hat sich für mich besonders darin gezeigt, dass ich als Anfänger von KU  Bewegungen und/oder Abläufe nicht kannte und hier noch viel Trainingsbedarf für mich entdeckt habe. Auch das Üben mit meinem Sohn Florian und das Beobachten von Fortschritten hat mir persönlich viel gebracht. Alles in allem ein super Seminar und tolles Wochenende und Motivation für die nächsten für die nächsten Trainingseinheiten und kommenden Seminare.

Torsten Sprenger

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Kinderprüfung im Koryû Uchinâdi Kenpô jutsu am 10.April 2019

I

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Susu harai dai ni am 6.April 2019

Groß – Reinemachen

Manchmal
möchte ich mich 
ausschütten 
wie eine Tasche.

All das nutzlose Zeug,
das sich ansammelt
im Laufe der Zeit,
das mich schwer macht,
aussortieren - 
und leicht
einem neuen Tag entgegengehen.

Zum Frühlingsstart wurde neben der Reinigung im Dojo eine Renovierung der Aufenthalts- und Umkleideräume vorgenommen. Eine Beteiligung der Mitglieder unserer Kampfkunstschule entsprechend ihrer Möglichkeiten und Begabungen ist dabei erfreulicher Weise selbstverständlich.

Ingolf Rusch

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Frauen-Qigong mit Shifu Gabi Fischer-Lind am 30./31.März in Bensheim 2019

Frauenqigong - Das Seminar mit den weichen Schwingungen

Am letzten Märzwochenende fuhren Irina, Ute, Annett und ich gemeinsam nach Bensheim zum Frauenqigong, welches unter der Leitung von Shifu Gabi Fischer-Lind im Budokan stattfand.
Wir haben geübt und gelernt den Körper zu schwingen und unsere Wirbel richtig auf einander zu stellen. Es war ein sehr intensives, konzentriertes Üben. Nicht nur die Schwingungen, welche durch die Übungen entstanden sind, wirken noch einige Tage nach, auch die anregenden Gespräche, die sich aus dem sehr interessanten theoretischen Teil entwickelt haben. So tauschten wir uns aus, über unsere Rolle als Frau im Leben, den Umgang mit Bewertungen und Ratschlägen, die wir erhalten oder auch geben. Insbesondere auf der langen Autofahrt führten wir schöne, angeregte Gespräche und hatten Freude daran, das Erlernte zu reflektieren. So möchten wir das neu Erlernte auch bei unseren Übungen im Nei Yang Gong bewusst mit einfließen lassen, z.B. das für die Frau doch so wichtige Öffnen des mittleren Dantians (auf Brusthöhe). Im Theorieteil wurde auf die Besonderheiten des Zyklusses der Frau eingangen. Ebenso wurden unsere Lebensphasen, welche die alten Chinesen in 7-Jahres Abschnitte gegliedert haben, erläutert. Das war sehr aufschlussreich und zum Teil unterhaltsam.
Eine Erkenntnis aus dem Seminar ist es, dass körperliches und geistiges Öffnen miteinander fest verknüpft sind und dass man mit einem festen Körper und verschlossenen Gelenken auch keinen offenen Geist, keine offene Art haben kann. Mit den gelernten Übungen können wir daran arbeiten, offen und ansprechbar zu sein, ohne Erwartungshaltungen, ohne Dankbarkeit zu erwarten, so sein bzw. bleiben, dass Familie, Kinder, Freunde gern zu uns kommen und gern mit uns zusammen sein möchten.
Jetzt liegt es an jeder selbst, die Übungen zu wiederholen, auch um den Arbeitsalltag mit einem Lächeln und viel Gelassenheit zu bewältigen. Die Schwingungen und die Energie, die heute noch nachwirken, müssen stets wieder angeschoben werden. Danke für das lehrrreiche Smeinar, die interessanten, teils auch lustigen Gespräche und die kulinarischen Köstlichkeiten, welche für die Pausen mitgebracht und zubereitet wurden.

Sabine Handrich

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Susu harai dai ichi am 23.März 2019

 

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Langer Taijiquan-Sonnabend im Fûryûkan am 9.März 2019

Taiji-Bewegungen erspüren und erspielen

 

Kinder spielen ganz selbstverständlich mit Freude und Lust daran, sich einfach zu bewegen. Natürliche Bewegungen erfolgen aus dem Zentrum unseres Körpers, aus dem Becken, aus den Leisten heraus. Der Rücken, wie auch Arme und Beine folgen ganz einfach dieser ursprünglichen Bewegung. Diese natürliche Bewegung geht dem Menschen mit zunehmenden Lebensalter immer weiter verloren, vor allem durch zu viel Sitzen und einseitige Bewegungen im Alltag. Der menschliche Körper aber ist für die Bewegung bestimmt, vernachlässigen wir diese, rosten wir - bildlich gesprochen - ein.

Einmal mehr nutzten wir einenTaijiquan-Samstag, um die bewusste Aufmerksamkeit für unseren Körper zu schulen. Mit einem kleinen Bewegungstraining erarbeiteten wir uns feine Details, um die freie und natürliche Bewegung unseres Körpers zu erspüren. Nach Lust und Laune konnte sich jeder in den Übungen vertiefen und spielerisch experimentieren. So fanden wir mit Freude in die natürliche Bewegung hinein und erprobten diese beim „Spiel mit den Wolken“ oder beim „Wecken des Qi“.

Will man seinen Körper wahrnehmen und „pflegen“, so kann man dies mit Hilfe von Taijiquan oder Qigong erlernen. Aber erst durch die Schulung der Aufmerksamkeit und die Verfeinerung des Bewusstseins lässt sich der Prozess einer körpereigenen Regeneration initiieren – oder wie die Chinesen sagen: „Qi beginnt zu steigen“. Mit diesen körperlich-geistigen Wohltaten gestärkt ging jeder von uns beschwingt in den verbliebenen Tag.

 

Irina Felber


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Koryû Uchinâdi-Yûdanshakai mit Olaf Krey kyôshi in Wewelsburg, 1. - 3.März 2019

Geschichten in der Geschichte

Immer, wenn ich auf jahrhundertealtem Pflaster stehe, beschleicht mich ein ganz besonderes Gefühl. Nach einem kurzen Innehalten erscheinen vor meinem geistigen Auge die vielen Menschen, die weinend, lachend und nachdenkend über diesen Boden gegangen sind. Es entsteht eine Verbindung zu diesem Ort, bei der sich meine Geschichte in die Reihe tausend anderer Biografien einreiht.
Im diesjährigen Yûdanshakai weilten wir an solch einem geschichtsträchtigen Ort. Die Wewelsburg bei Paderborn trägt eine 900-jährige Geschichte in ihren Mauern. In ihren Etagen wurden Frauen als Hexen gefoltert, sangen Rittersleut Minnelieder, wurden täglich 1,5 kg Fleisch von den Adligen verspeist, donnerten sich Burgfräulein mit Belladonna auf und trug Felix ein Kettenhemd und Ritterhaube. Im größten der drei Rundtürme der Burg fand unser Training statt. Noch nie trainierte ich in einer runden „Sporthalle“. Wo früher die Kemenate (Kaminzimmer) der Gräfin den Turm warmhielt, heizten heute schwitzende Karateka die Räumlichkeit ein. Eine Etage tiefer gab es ein Intensivglaubensseminar einer freikirchlichen Gemeinschaft, die wie wir die Jugendherberge nutzten.
Nach fürstlichem Schmause im Refektorium verbrachten wir die Zeit mit Gesprächen und Schokomandeln. Der Gesprächsrahmen war diesmal ein anderer. Wir tauschten uns gezielt und moderiert aus. Die Geschichte jedes einzelnen von uns war gefragt. Das Interesse (= Anteilnahme) für den aktuellen Standpunkt der in Deutschland verstreuten KU-Schwarzgurte ward aufgerufen. Einige Fragen, auf die jeder ein paar Antwortsätze formulierte, schockierten im ersten Moment. Im zweiten Moment ergab sich ein Nachdenken und Gespräch, welches uns als Menschen näher brachte. Ein jeder konnte ein Stück weit in die Geschichte des Anderen blicken und im Herzen etwas näher heranrücken. Und das haben die historische und unserer eigene Geschichte wohl gemeinsam. Wenn wir verstehen wollen, helfen gezielte (Nach-) Fragen. Die zukünftige Geschichte entzieht sich dennoch unserer Kenntnis. Und doch hilft ein bewusster Blick zu schauen, welche Säulen unser Lebensgebäude halten oder doch eher als Steinbruch freigegeben werden. Dieses Schicksal ereilte die Wewelsburg nicht. Ihre tragenden Säulen stehen seit einigen Jahrhunderten unzerstört da. Sie haben das Mittelalter, die Neuzeit und den Nationalsozialismus überdauert. Die Burg stellt nun kein Bollwerk der Macht mehr dar, sondern lädt Menschen ein, in ihren Mauern zu übernachten, Sport zu machen und Geschichten zu erzählen.

Angela Mögel

Felix Hommel

Führung auf Umwegen zum Tugend*ipfel

Langsam gehe ich am Sonnabend mit Dinah auf unserer Nachmittagswanderung im Alme-Tal zwischen Wewelsburg und Ahden hinter der Führungsgruppe hinterher. Mehrfach kommt es vor, dass diese den falschen Weg einschlägt, so dass wir immer mal wieder ein paar Schritte zurücklaufen oder feststellen müssen, dass wir im Kreis gegangen sind. So verlängert sich unser Weg. Brauchen wir also mehr/bessere Führung? Sollten wir uns bei anstehenden Richtungsentscheidungen lieber beteiligen oder besser nicht einmischen und einfach auf die uns Voranschreitenden vertrauen? Fragen, die uns am Abend noch einmal beschäftigen werden, freilich in ganz anderem Zusammenhang. Als sich am Sonntag die Chance ergibt, die imposante Dreiecksburg, die unserem diesjährigen Yûdanshakai als Quartier (oder vielmehr Tertier?!) dient, näher kennenzulernen, entscheidet sich die Mehrheit von uns für eine Führung. Ohne fehlzugehen, folgen wir Frau Agnes Ising durch neunundzwanzig Räume des alten Gemäuers und erfahren von der wechselvollen Geschichte der Wewelsburg zwischen Ritterzeit, Hexenverfolgung und "Reichsführer SS" Heinrich Himmler. Führen ist wie das Geführt-Werden eine Wanderung auf einem schmalen Grat. Zu viel Führung kann ebenso zum Absturz führen wie zu wenig. Man weiß ja von abstürzenden Führer*innen, die ihre allzu unkritisch folgenden Seilschaften mit in den Abgrund rissen, da letztere sich nicht (mehr) von ersteren lösen konnten. Das japanische Wort für einen solchen "Grat" ist übrigens mine. Das entsprechende Schriftzeichen 嶺 setzt sich sinnfällig aus den Bestandteilen "Berg" 山 und "Führung" 領 zusammen. Mine kann zudem auch "Gipfel" bedeuten, also nicht nur eine Höhenlinie, sondern auch einen Höhe(-n-)punkt bezeichen, wie dies auch die Wewelsburg selbst tut, denn - so erfahren wir von Frau Ising - wewel meint "Wipfel". Die semantische Abgrenzung zwischen Gipfel (eines Berges) und Wipfel (eines Baumes) scheint früher noch nicht so streng wie heute gewesen zu sein... Ob man sich nun geführt oder ungeleitet auf einem Grat von *ipfel zu *ipfel bewegt, man wird wohl recht langsam gehen, also bedacht mit Sinn für das eigene Zentrum, und dabei das eine oder andere Mal alle zehn Finger benötigen, um Halt zu finden. Wohl ausgehend von Fingern und Zehen symbolisiert die Zahl 10 in Asien Vollständigkeit und kann daher auch allgemein für etwas Höchstes, ein Ideal, also einen metaphorischen Gipfel stehen. Dementsprechend erscheint die Zehn 十 genauso wie das "langsame Gehen" 彳 und das "Sinneszentrum Herz" 心 im japanischen Schriftzeichen für "Tugend", 徳 (toku). Tugend? Ideales Handeln? Du meinst, lieber Leser, ich schweife ab? Mag sein, dass ich dich hier gerade einen kleinen Umweg entlang führe. Aber auch Umwege führen häufig zum Ziel, nicht nur bei besagter Wanderung. So haben wir uns am Samstag-Abend über die Tugenden eines idealen KU-Schwarzgurtes unterhalten. Wieviel Gemeinsinn sollte er haben, wieviel Führung braucht er, wieviel individuelle Freiheit darf er beanspruchen, wieviel Verantwortung für's Ganze erwächst aus der Absolvierung des Meilensteins "Shodan"? Und - ja richtig - wir haben unsere Kampfkunst tatsächlich auch körperlich gelebt, zum Beispiel bei der Übung der Langstock-Form Tokumine嶺, bei der der "Gipfel der Tugend" zunächst nicht mehr als der Name ihres vermeintlichen Gründers ist. Glaubt man der Legende von der Überlieferung der Bô-Kata, so hat sich Herr Tokumine gar nicht immer so tugendhaft verhalten, wie es sein Name suggeriert. Das bringt ihn uns näher, denn wie wusste schon ein ganz anderer Herr: "Es irrt der Mensch, solang er strebt". Auch als wir am Sonntag heimwärts streben, irren wir uns in der Annahme, der direkte Weg führe zum Ziel. Eine Straßensperrung zwingt (nicht nur) Sascha, das Auto zu wenden. Dennoch oder gerade aufgrund des Umwegs kommen wir ohne Verspätung zu Hause an.

Hendrik Felber

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Kinder-Winter-Ferien-Spezial im Fûryûkan, 25. -27.Februar 2019

Die inzwischen achte Auflage des Spezialtrainings für Kinder in den Winterferien erfreute sich großen Zuspruchs, wobei viele der jungen Karateka erstmals dabei waren und miterlebten konnten, was es bedeutet, einmal längere Zeit einem Kampfkunst-Thema zu widmen. Diesmal war das der Hüftwurf (Ô-Goshi), seine Entwicklung aus einem Angriffsschlag und seine Weiterführung zu einer Festhaltetechnik am Boden. Dazu gab es natürlich wie immer Grundlagen-Training, jede Menge Spiele und in der Pause leckeres Obst! Auf ein Neues! HF


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Ne waza-Seminar mit Marcelo Bastidas im Fûryûkan am 26. Januar 2019

Recht kurzfristig konnte unsere Kangeiko-Idee, Felix' Dresdner Übungsleiter zu einem Seminar im Fûryûkan einzuladen, in die Tat gesetzt werden: so vermitteltete Marcelo Bastidas schon am letzten Januar-Sonnabend einem schnell entschlossenen und recht heterogen zusammegesetzten Häuflein Fûryûka seinen persönlichen Zugang auf das Thema "Kämpfen am Boden". Der gebürtige Chilene leitet seit mehreren Jahren ein Dôjô in der sächsischen Landeshauptstadt, in dem Unterricht in Aikidô, Trittboxen (Kickboxing), Gemischten Kampfkünsten (MMA) und Capoeira angeboten wird, und ist - auch durch seine Erfahrung im Luta Livre - ein im besten Sinne des Wortes vielseitig gebildeter und fähiger Kampfkunstlehrer. Dies stellte er nicht nur durch "funktionierende" Techniken und elegante Bewegungen, sondern auch durch die durchdachte Strukturierung des Übungstages sowie das differenzierte, einfühlsame und bisweilen humorvolle Eingehen auf die Belange von Kindern/Anfängern wie Erwachsenen/Fortgeschrittenen unter Beweis. Thematische Reihen waren Gi, No-Gi und Ground and Pound sowie ein Durchgang durch die sich typischer Weise ereignenden Bodenkampf-Positionen, wobei den Fûryû-Übungsleitern manch Bekanntes wiederbegegnete, gleichwohl der "andere" Blick auch neue Perspektiven vermittelte. Ein Mittagsplausch bei Kaffee und Keks rundete das Seminar ab, für das wir uns herzlich bedanken. Hendrik Felber

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Fûryû-Kangeiko der Übungsleiter in Neukirch, 6. - 8.Januar 2019

Am Freitag, dem 4. Januar 2019, begann unser diesjähriges Kangeiko. Ich bin trotz Erkältung mitgefahren, da ich weiß, dass es bei diesem Trainingslager nicht nur um's Trainieren geht. Wir kamen am frühen Abend in Neukirch an und fanden einiges an Schnee vor. Felix und Enrico kamen von einem zweitägigen Training aus Potsdam, wo sie mit Olaf Krey kyôshi und einigen anderen trainiert hatten. Dementsprechend waren sie etwas erschöpft. Nunmehr bezogen alle das Quartier und das Abendbrot wurde vorbereitet. Es gab eine Kürbis-Karotten-Suppe von Christopher. Nach dem leckeren Abendessen haben alle zusammengesessen und den Jahresplan erstellt. Der nächste Tag begann mit einem Morgentraining, an dem ich aufgrund meiner Erkältung nicht teilgenommen habe. Nun frühstückten wir ausgiebig. Danach ging es hinaus zu einem weiteren Training, bei dem u. a. mit dem Bô trainiert wurde. Zum Mittag bereiteten wir uns nur einen kleinen Imbiss, an welchen sich ein Spaziergang durch den Wald bei Regen anschloss.
Als wir wieder in der Unterkunft waren, gab es Kaffee und meinen selbst gebackenen Schmand-Kuchen. Nun arbeiteten wir an den Grundzügen für eine neue Homepage. Später am Abend bereitete Irina das Abendessen vor, wir aßen Rote Beete und Karotten mit Reis und liebevoll von Christopher gezupftem Koriander. Danach sprachen wir über viele Dinge, zum Beispiel über das Verhalten bei kritischen Vorfällen im Kinder-Training. Ich denke, das hat mir viel gebracht, um in den nötigen Momenten richtig zu reagieren. Am nächsten Morgen wurde wieder draußen trainiert, so konnte man gut in den Tag starten. Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es wieder hinaus zum Trainieren. Danach begann das Sachenpacken und die Heimfahrt wurde angetreten. Für mich hat sich das Kangeiko trotz Erkältung gelohnt. Es war wieder ein produktives und schönes Trainingslager.

Martin Hauswald

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